Tausende Menschen nach Chemieunglück auf der Krim evakuiert
Simferopol – Auf der Schwarzmeer-Halbinsel Krim sind nach einem offenbar tagelang vertuschten Chemieunglück Tausende Menschen evakuiert worden. In der Stadt Armjansk im Norden der von Russland annektierten Halbinsel wurden fast 4.000 Menschen evakuiert, darunter viele Kinder, wie die Behörden jetzt mitteilten. Bereits vorgestern hatte Vize-Gesundheitsminister Valentin Sawtschenko gesagt, vier Menschen würden im Krankenhaus behandelt.
Auslöser ist offenbar ein Vorfall in der Chemiefabrik „Krimski Titan“ in Armjansk. Dort waren nach Angaben des Gouverneurs der Krim, Sergej Aksjonow, bereits in der Nacht vom 23. auf den 24. August chemische Stoffe in die Luft gelangt. Am folgenden Tag machten in den sozialen Netzwerken Nachrichten von Hustenanfällen und Augenreizungen die Runde, Fotos zeigten unter anderem mit einer öligen Flüssigkeit bedeckte Autos. Die Behörden ordneten aber erst am vergangenen Dienstag Evakuierungen an – nach Protesten Hunderter Menschen in Armjansk. Die Produktion der Chemiefabrik wurde für zwei Wochen ausgesetzt.
Das Werk mit fast 5.000 Mitarbeitern produziert in erster Linie Titandioxid für die chemische Industrie. Es nützt einen künstlichen See, um Schwefelsäure zu verdünnen. Seit die ukrainische Regierung den Versorgungskanal zu dem See sperrte, ist der Wasserpegel aber gesunken. Dadurch steigt das Risiko, das giftige Stoffe in die Umwelt gelangen.
Krim-Gouverneur Aksjonow machte deswegen die Ukraine für das Chemieunglück verantwortlich. Dagegen warf der ukrainische Präsident Petro Poroschenko der russischen Armee vor, die Verantwortung für die „Umweltkatastrophe“ zu tragen. Russisches Militärtraining habe „zur Zerstörung von Schutzmechanismen für die Umwelt“ geführt.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: