Telematikinfrastruktur: Industrie wehrt sich gegen Vorwürfe

Berlin – Der Bundesverband Gesundheits-IT (bvitg) ruft im Zusammenhang mit der aktuellen Debatte um die Erfüllung der Vorgaben für die Telematikinfrastruktur (TI) zu einem „aufrichtigen und zielorientierten Dialog“ auf.
Das die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) in einem Brief an das Bundesgesundheitsministerium (BMG) im April 2020 Probleme seitens der Industrie bei der Anpassung der Praxisverwaltungssysteme beklagte und dies als ursächlich für die Nichteinhaltung diverser Fristen und Vorgaben für die TI anführt, ist für den bvitg nicht nachvollziehbar.
„Diese Anschuldigung verdreht die Tatsachen“, betonte Sebastian Zilch, Geschäftsführer des bvitg. „Anfang des Jahres erklärte die KBV uns gegenüber, dass sie die Vorgaben nicht umsetzen könne und bat um Unterstützung bei der Einschätzung des technisch Möglichen.“
Ziel sei es gewesen, gemeinsam einen realistischen Zeitplan aufzustellen. „Die Tatsache, dass dies nun über Umwege als Versagen der Industrie ausgelegt wird, schadet der wiederholt erklärten konstruktiven Zusammenarbeit“, so Zilich.
Statt „Kommunikation im Hinterzimmer“ fordert der bvitg einen transparenten Dialog zur Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben und eine Prüfung der Kapazitäten. Eine Zusammenarbeit von BMG, Gematik, KBV, Deutscher Krankenhausgesellschaft (DKG) und der umsetzenden Industrie erscheine diesbezüglich sinnvoll.
Laut bvitg bestehe die „akute Gefahr eines Zertifizierungsstaus bei der KBV“, die aufgrund der Fülle der Aufgaben zunehmend nicht in der Lage sei, Fristen einzuhalten. Dies könne im schlimmsten Falle dazu führen, dass Ärzte aufgrund der Kapazitäten bei der KBV ihre Systeme nicht mehr einsetzen und somit ihre Leistungen nicht mehr abrechnen könnten.
„Insgesamt stellt die derzeitige Situation infrage, inwieweit die KBV und KVen tatsächlich der Aufgabe gewachsen sein werden, selbst Software anzubieten. Diese Kompetenz soll ihnen ja nach dem kürzlich verabschiedeten Patientendaten-Schutz-Gesetz zugestanden werden“, so Zilch.
Kritik übt der Verband auch an den Vorgaben der KBV für die Verordnungssoftware-Schnittstelle (VoS) sowie der Archiv- und Wechselschnittstelle (AWST). Diese seien für den Versorgungsalltag „wenig praktikabel und zudem handwerklich schlecht ausgearbeitet“. Über die deutlich wichtigere ePA-Schnittstelle könnten die Anforderungen an VoS und AWST ebenfalls abgedeckt werden.
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