Telemedizin-Modellprojekt in Ostsachsen: Bessere Versorgung auf dem Land

Dresden – Nach zweijähriger Testzeit ist Deutschlands bisher größtes Telemedizin-Projekt „CCS Telehealth Ostsachsen“ in Dresden in Betrieb gegangen. Die IT-Plattform soll künftig Krankenhäuser, Ärzte und Patienten der Region vernetzen, um eine bessere und schnellere medizinische Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten. „Ob in Ballungszentren oder auf dem Land, alle sollen die gleichen medizinischen Leistungen bekommen“, sagte Gesundheitsministerin Barbara Klepsch (CDU) am Mittwoch im Herzzentrum Dresden.
An der Umsetzung beteiligen sich unter anderem das Herzzentrum Dresden, das Dresdner Universitätsklinikum und das Klinikum Oberlausitzer Bergland in Zittau. Das Projekt wurde von der EU und dem Freistaat mit knapp zehn Millionen Euro gefördert. Projektträger sind die Carus Consilium Sachsen GmbH, eine Tochter des Universitätsklinikum Dresden, und die Telekom-Tochter T-Systems International.
So können unter anderem Herzpatienten mit speziell ausgerüsteten Tablets per Videotelefonie Kontakt zu Krankenschwestern - sogenannten Telenurses - aufnehmen. Gemeinsam wird über die Medikation beraten und der aktuelle Gesundheitszustand ausgewertet. „Der tägliche Kontakt gibt mir ein Sicherheitsgefühl“, sagte einer der Telemedizin-Patienten am Herzzentrum. Zwei „Telenurses“ sind derzeit am Herzzentrum im Einsatz, den Angaben zufolge kann jede 150 bis 200 Patienten betreuen. 15 Tablets sind bereits im Einsatz, bis zum Jahresende sollen es rund 50 sein.
Mit dem Projekt soll zudem die Zusammenarbeit verschiedener Kliniken erleichtert werden, etwa bei der Diagnose von krankhaftem Gewebe. Bilder von Gewebeproben könnten ausgetauscht und in Videokonferenzen von Experten begutachtet werden, hieß es. Auf diesem Weg können sich auch niedergelassene Ärzte auf dem Land den Rat von Spezialisten holen.
CCS Telehealth Ostsachsen sei nicht auf einzelne medizinische Fachgebiete und Regionen begrenzt, sondern auf nahezu alle Bereiche der Gesundheitsversorgung erweiterbar, betonte Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Dresden. „Damit sollen eine hochwertige, schnelle und wohnortnahe medizinische Betreuung der Bevölkerung gesichert und Versorgungsunterschiede zwischen urbanen Zentren und ländlichen Regionen verhindert werden.“
Für den Aufbau von „CCS Telehealth Ostsachsen“ wurden nicht nur Tablets angeschafft, sondern auch telemedizinische Arbeitsplätze eingerichtet, Personal geschult und eine zentrale Datenbank installiert. Grundansatz der neuen technischen Plattform ist die leichte Übertragbarkeit auf unterschiedliche medizinische Anwendungen und Regionen in Europa.
Für potenzielle Anbieter telemedizinischer Leistungen soll sich der technische und wirtschaftliche Aufwand, den der jeweilige Aufbau eines neuen eigenen Netzwerkes mit sich bringen würde, deutlich verringern. Bei Erfolg soll das Projekt laut Gesundheitsministerin Klepsch auch auf andere Regionen in Sachsen ausgeweitet werden.
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