Thalidomid: Risiko von sekundären Malignomen
Bonn – Nach dem Immunmodulator Lenalidomid wird jetzt auch das chemisch verwandte Thalidomid mit einer erhöhten Rate von sekundären Malignomen in Verbindung gebracht. Das Risiko könnte sogar höher sei als unter Lenalidomid, wie aus einem Rote-Hand-Brief des Herstellers hervorgeht, der in Abstimmung dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte veröffentlicht wurde.
Die FDA hatte bereits 2011 auf ein erhöhtes Krebsrisiko unter der Therapie mit Lenalidomid hingewiesen, das in Kombination mit Dexamethason zur Behandlung des multiplen Myeloms eingesetzt wird. Die FDA veröffentlichte einen Warnhinweis, nachdem es unter der Therapie mit Lenalidomid fast dreimal häufiger zu neuen Krebserkrankungen gekommen war. Thalidomid ist ebenfalls zur Behandlung des multiplen Myeloms zugelassen. Es wird dort in Kombination mit Melphalan und Prednison eingesetzt.
Die Zwischenprüfung einer laufenden klinischen Studie (MM-020) hat nun ergeben, dass die Patienten unter der Therapie mit Melphalan, Prednison und Thalidomid signifikant häufiger an einer akuten myeloischen Leukämie (AML) oder einem myelodysplastischen Syndrome (MDS) erkranken als in einer Vergleichsgruppe, in der die Patienten Lenalidomid plus Dexamethason erhielten (1,8 versus 0,3 Prozent).
Unter Thalidomid nahm das Risiko im Laufe der Zeit zu und betrug nach 2 Jahren etwa 2 Prozent und nach 3 Jahren etwa 4 Prozent, teilt der Hersteller mit. Er kommt aufgrund eines studienübergreifenden Vergleichs zu dem Ergebnis, dass das relative Risiko für die Entwicklung von AML/MDS bei Patienten, die Melphalan, Prednison und Thalidomid erhielten, dreimal so hoch ist wie bei Patienten, die Melphalan und Prednison allein erhielten.
Der Hersteller fordert die Ärzte auf, vor Therapiebeginn Nutzen und Risiko abzuwägen und während der Behandlung Maßnahmen zur Krebsfrüherkennung zu ergreifen und gegebenenfalls eine geeignete Therapie einzuleiten.
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