TNF-alpha-Blocker mindern Impfschutz auch gegen Omikron

Kiel – Menschen mit chronischen Entzündungskrankheiten, die mit TNF-alpha-Blockern behandelt werden, kann die Langzeitwirkung von Coronaimpfstoffen auch nach der dritten Impfung gegebenenfalls nicht ausreichend vor Omikron-Virusvarianten schützen.
Aus vorherigen Studien war bekannt, dass unter TNF-alpha-Blocker eine Coronaimpfung zunächst mit einer weitgehend normalen Immunantwort auf mRNA-Impfstoffe einher geht. Jedoch sinkt der Spiegel an neutralisierenden Antikörpern rascher ab, als bei gesunden Kontrollen und Patienten, die andere antirheumatische Wirkstoffe erhalten.
In einer Studie (DOI: 10.1002/jmv.28063) untersuchte eine Forschungsgruppe des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und des Exzellenzclusters „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ nun zehn weitere Probanden unter immunsuppressiver Therapie mit TNF-alpha-Blockern vor und nach der zweiten und dritten Impfung im Vergleich zu 36 Kontrollen (n=24 gesunde Personen; n=12 Patienten unter anderen krankheitsmodifizierenden Antirheumatika, oDMARDs) um mögliche Veränderungen des Impfschutzes gegen Omikron-Virusvarianten zu analysieren.
Untersuchungen der neutralisierenden Antikörper zeigten, dass Patienten unter TNF-alpha-Blockern sechs Monate nach der Impfung nicht ausreichend auf Coronaviren und insbesondere nicht auf Omikron-Varianten ansprachen. So waren die Anti-SARS-CoV-2-IgG-Spiegel, die Avidität von IgG-Antikörpern und neutralisierende Antikörper (NA) unter Anti-TNF-α-Therapie im Vergleich zu den Kontrollen signifikant niedriger (gesunde Personen: Avidität: p≤0,0001; NA: p=0,0347; oDMARDs: Avidität: p=0,0012; NA: p=0,0293).
Die Anzahl der Plasmazellen war bei Anti-TNF-α-Patienten im Vergleich zu den beiden Kontrollen erhöht (Gesunde Personen: p=0,0344; oDMARDs: p=0,0254), wohingegen die absolute Anzahl der SARS-CoV-2-spezifischen Plasmazellen 7 Tage nach der 2. Impfung vergleichbar hoch war. Selbst nach einer dritten Impfung hatten Patienten unter Anti-TNF-α im Vergleich zu beiden anderen Gruppen niedrigere Ansprechraten sowohl in der in der T-Zell- und noch ausgeprägter in der B-Zell-Immunantwort.
„Auch bei gesunden Menschen ist der Schutz gegen Omikron sechs Monate nach der zweiten Impfung herabgesetzt. Eine dritte Impfung verbessert den Schutz aber wieder deutlich. Patientinnen und Patienten unter TNF-alpha-Blocker-Therapie schützt jedoch selbst diese dritte Impfung nicht ausreichend“, erläuterte Autorin Bimba F. Hoyer, Leiterin des Exzellenzzentrums Entzündungsmedizin und der Sektion für Rheumatologie der Klinik für Innere Medizin I des UKSH, Campus Kiel.
Darüber hinaus wurde eine reduzierte SARS-CoV-2-Neutralisationskapazität bei Patienten unter TNF-α-Blockade nachgewiesen, bei der die Fähigkeit der Antikörper abnimmt, an Viruspartikel zu binden und so zu verhindern, dass Zellen infiziert werden.
„Mit diesem Ergebnis hatten wir nicht gerechnet, da Anti-TNF-alpha-Patienten 14 Tage nach der zweiten Impfung ähnlich hohe Werte aufwiesen wie die Vergleichsgruppen. Auch nimmt die Bindungsstärke der gegen SARS-CoV-2 gerichteten Antikörper in den Monaten nach der Impfung in der Regel zu“, erläuterte Hoyer.
Aufgrund dieser Studienergebnisse sei es ratsam, dass sich Menschen, die mit TNF-alpha-Blockern behandelt werden, variantenadaptierte Coronaimpfungen erhalten und sich vor einer Coronainfektion schützen, empfehlen die Studienautoren. Bei einer akuten Infektion benötigen diese Patienten ggf. eine genaue Überwachung und frühzeitige Verabreichung von monoklonalen Antikörpern oder antiviralen Medikamenten.
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