Medizin

TNF-alpha-Blocker mindern Impfschutz auch gegen Omikron

  • Mittwoch, 31. August 2022
/Graphicroyalty, stock.adobe.com
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Kiel – Menschen mit chronischen Entzündungskrankheiten, die mit TNF-alpha-Blockern behandelt werden, kann die Langzeitwirkung von Coronaimpfstoffen auch nach der dritten Impfung gegebenenfalls nicht aus­reichend vor Omikron-Virusvarianten schützen.

Aus vorherigen Studien war bekannt, dass unter TNF-alpha-Blocker eine Coronaimpfung zunächst mit einer weitgehend normalen Immunantwort auf mRNA-Impfstoffe einher geht. Jedoch sinkt der Spiegel an neutra­lisierenden Antikörpern rascher ab, als bei gesunden Kontrollen und Patienten, die andere antirheumatische Wirkstoffe erhalten.

In einer Studie (DOI: 10.1002/jmv.28063) untersuchte eine Forschungsgruppe des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und des Exzellenz­clusters „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ nun zehn weitere Probanden unter immunsuppressiver Therapie mit TNF-alpha-Blockern vor und nach der zweiten und dritten Impfung im Vergleich zu 36 Kon­trol­len (n=24 gesunde Personen; n=12 Patienten unter anderen krankheitsmodifizierenden Antirheumatika, oDMARDs) um mögliche Veränderungen des Impfschutzes gegen Omikron-Virusvarianten zu analysieren.

Untersuchungen der neutralisierenden Antikörper zeigten, dass Patienten unter TNF-alpha-Blockern sechs Monate nach der Impfung nicht ausreichend auf Coronaviren und insbesondere nicht auf Omikron-Varianten ansprachen. So waren die Anti-SARS-CoV-2-IgG-Spiegel, die Avidität von IgG-Antikörpern und neutralisierende Antikörper (NA) unter Anti-TNF-α-Therapie im Vergleich zu den Kontrollen signifikant niedriger (gesunde Personen: Avidität: p≤0,0001; NA: p=0,0347; oDMARDs: Avidität: p=0,0012; NA: p=0,0293).

Die Anzahl der Plasmazellen war bei Anti-TNF-α-Patienten im Vergleich zu den beiden Kontrollen erhöht (Ge­sunde Personen: p=0,0344; oDMARDs: p=0,0254), wohingegen die absolute Anzahl der SARS-CoV-2-spezifi­schen Plasmazellen 7 Tage nach der 2. Impfung vergleichbar hoch war. Selbst nach einer dritten Impfung hatten Patienten unter Anti-TNF-α im Vergleich zu beiden anderen Gruppen niedrigere Ansprechraten sowohl in der in der T-Zell- und noch ausgeprägter in der B-Zell-Immunantwort.

„Auch bei gesunden Menschen ist der Schutz gegen Omikron sechs Monate nach der zweiten Impfung herab­gesetzt. Eine dritte Impfung verbessert den Schutz aber wieder deutlich. Patientinnen und Patienten unter TNF-alpha-Blocker-Therapie schützt jedoch selbst diese dritte Impfung nicht ausreichend“, erläuterte Autorin Bimba F. Hoyer, Leiterin des Exzellenzzentrums Entzündungsmedizin und der Sektion für Rheumatologie der Klinik für Innere Medizin I des UKSH, Campus Kiel.

Darüber hinaus wurde eine reduzierte SARS-CoV-2-Neutralisationskapazität bei Patienten unter TNF-α-Blo­ckade nachgewiesen, bei der die Fähigkeit der Antikörper abnimmt, an Viruspartikel zu binden und so zu ver­hindern, dass Zellen infiziert werden.

„Mit diesem Ergebnis hatten wir nicht gerechnet, da Anti-TNF-alpha-Patienten 14 Tage nach der zweiten Im­pfung ähnlich hohe Werte aufwiesen wie die Vergleichsgruppen. Auch nimmt die Bindungsstärke der gegen SARS-CoV-2 gerichteten Antikörper in den Monaten nach der Impfung in der Regel zu“, erläuterte Hoyer.

Aufgrund dieser Studienergebnisse sei es ratsam, dass sich Menschen, die mit TNF-alpha-Blockern behandelt werden, variantenadaptierte Coronaimpfungen erhalten und sich vor einer Coronainfektion schützen, empfeh­len die Studienautoren. Bei einer akuten Infektion benötigen diese Patienten ggf. eine genaue Überwachung und frühzeitige Verabreichung von monoklonalen Antikörpern oder antiviralen Medikamenten.

cw

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