Toxische und illegale Substanzen in traditionellen chinesischen Heilmitteln
Mit der Deklaration der Inhaltsstoffe nehmen es die Hersteller von Mitteln der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) nicht immer so genau. Die Anwender können nicht wissen, was die Pülverchen, Pillen und Tees enthalten, die sie in gutem Glauben einnehmen. Ohne es zu ahnen, riskieren sie womöglich ihre Gesundheit und leisten am Ende sogar unter Umständen noch einen Beitrag zum Aussterben bedrohter Tierarten, wie zwei aktuelle Studien zeigen.
Das Team um Mike Bunce vom Australian Wildlife Forensic Services and Ancient DNA Laboratory in Perth hat Proben, die der australische Zoll beschlagnahmt hat, auf genetische Spuren von Pflanzen und Tieren untersucht. Sie fanden Hinweise auf nicht weniger als 68 unterschiedliche Pflanzenfamilien, darunter auch Ephedra und Asarum, die Giftstoff enthalten können.
Der Nachweis der Gene besagt natürlich nicht, dass tatsächlich Toxine in den Pflanzen enthalten sind, geschweige denn, dass die Konzentration ausreichen würde, um irgendeinen gesundheitlichen Schaden anzurichten. Da die Inhaltsstoffe jedoch nicht auf den Verpackungen erwähnt wurden, sieht Bunce einen Verstoß gegen geltendes Recht.
Neben den Pflanzen enthielten die konfiszierten TCM auch genetische Hinweise auf den Kragenbär (Ursus thibetanus) und Saiga tatarica, eine Antilopen-Art. Beide stehen auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere, und die Hersteller von TCM gelten als eine Ursache für den Raubbau an der Artenvielfalt im Tierreich.
Aber auch wem das egal ist, sollte den TCM misstrauen, findet Bunce. Denn eine Probe, die zu 100 Prozent aus dem Horn der Saiga-Antilope bestehen sollte, enthielt deutliche Anteile an DNA von Ziege und Schaf, ein Hinweis, dass hier wohl nicht allein auf vom Aussterben bedrohte Tierarten zurückgegriffen wurde (Den Artenschützern wäre es sicher Recht, wenn die Hersteller ganz auf die geriebenen Hörner der Haustiere wechseln würden).
Zu den Toxinen, die Asarum-Arten produzieren, gehört auch Aristolochiasäure, ein nachgewiesenes Karzinogen und Auslöser von Urothelkarzinoms der oberen Harnwege (UUC). Diese Krebsart tritt in keinem anderen Land so häufig auf wie in Taiwan. Dort erfreuen sich TCM mit Aristolochiasäuren seit längerem einer hohen Beliebtheit. Ein Drittel der Bevölkerung soll auf diese Mittel zurückgreifen, berichtet die Gruppe um Arthur Grollman von der Stony Brook University im US-Staat New York.
Der Pharmakologe hat in Taiwan jüngst 151 Patienten mit UCC untersucht. Bei 84 Prozent fand er in den Gewebeproben des Tumors Mutationen im Tumorsuppressor-Gen p53, die für die Einwirkung von Aristolochiasäuren charakteristisch sind. Für Grollman ist dies ein klarer Beweis dafür, dass die Verwendung der TCM für die hohe Rate von UCC in Taiwan verantwortlich ist.
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