Transkranielle Hirnstimulation in Studie ohne Einfluss auf die Kognition
Stockholm – Die transkranielle Hirnstimulation (tDCS) hat in einer schwedischen Studie die kognitiven Leistungen älterer Menschen nicht statistisch signifikant verbessert. Die Autoren des Karolinska-Instituts und der Universität Stockholm veröffentlichten ihre Ergebnisse im Journal Psychological Science (2017; doi: 10.1177/0956797617698139).
Die tDCS versucht mit einem schwachen elektrischen Strom, der über Elektroden auf der Kopfhaut zum Gehirn geleitet wird, Effekte zu erzielen. Laut den Autoren steht die Vermutung im Raum, dass dies zu einer langfristigen Verbesserung der allgemeinen Kognition führen könnte.
Die Wissenschaftler rekrutierten 123 gesunde Erwachsene zwischen 65 und 75 Jahren für ein vierwöchiges Trainingsprogramm. Am Anfang und am Ende der Studienphase nahmen alle Teilnehmer an kognitiven Tests teil. Diese bestanden sowohl aus Aufgaben, die im Training enthalten waren, als auch aus Aufgaben, die den Teilnehmenden neu waren.
Während der vierwöchigen Trainingsphase erhielten einige der Teilnehmenden eine 25-minütige Behandlung des linken dorsolateralen präfrontalen Kortex mit tDCS. Andere Probanden erhielten lediglich eine 30-sekündige transkranielle Hirnstimulation, glaubten aber ebenfalls, dass diese 25 Minuten andauere.
Für einen positiven Effekt durch die tDCS fanden die Forscher keinen statistisch signifikanten Hinweis. Diejenigen, die tDCS über 25 Minuten erhalten hatten, zeigten keine größeren Verbesserungen als die anderen Teilnehmer ihrer Gruppe.
Die Forscher warnen vor einer übereilten Anwendung der tDCS. Das große öffentliche Interesse an einer kognitiven Verbesserung berge Risiken, so die Wissenschaftler. Eine wachsende Zahl von Menschen nutze das Verfahren im Glauben, so mehr leisten zu können oder Vergesslichkeit zu bekämpfen.
Zusammenfassend betont das Team, dass ihre Studie zeige, wie gering der bisherige Wissensstand zur tDCS und ihrem Einfluss auf die Kognition sei. Dies sollte die Forschungsgemeinschaft dazu ermutigen, Fakten von Modeströmungen abzugrenzen, so die Forscher.
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