Transplantationsgesellschaft besorgt über Mangel an Organspenden

Bonn – Die Zahl der Organspenden in Deutschland hat laut Deutscher Transplantationsgesellschaft (DTG) einen besorgniserregenden Tiefstand erreicht. Im Berichtsjahr 2016/2017 habe sich der Negativtrend fortgesetzt, beklagte die DTG heute vor Journalisten in Bonn am Rande eines Fachkongresses. Die Rate an transplantierten Patienten sei mit 44,4 pro eine Million Einwohner im Vergleich zu den europäischen Ländern Österreich (87,2), Frankreich (87,8), Niederlande (90,5) und Spanien (102,3) sehr gering.
Es sei zu kurz gegriffen, den Rückgang auf eine mangelnde Spendebereitschaft der Bevölkerung zu schieben, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), Axel Rahmel. Die Zustimmungsrate zur Organspende sei in den vergangenen Jahren stabil geblieben. Jedoch hätten die Krankenhäuser wegen Leistungsverdichtung oft keine Zeit, sich zusätzlich um Organspenden zu kümmern.
DTG-Präsident Bernhard Banas forderte einen gesamtgesellschaftlichen Konsens, die Spendesituation in Deutschland grundlegend zu verbessern. Die Qualität der Versorgung in Deutschland sei sehr gut, die Quantität im europäischen Vergleich dagegen unterdurchschnittlich. Andere EU-Länder reagierten auf den Mangel an Spenderorganen oft pragmatischer. In Deutschland gälten zu restriktive Rahmenbedingungen, etwa mit Blick auf die Feststellung des Hirntodes.
Kongresspräsident Christian Strassburg stellte das aktuelle System der Verteilung von Organen zur Diskussion. Das wichtigste Kriterium sei derzeit die Dringlichkeit der Transplantation. Viel stärker aber seien die Erfolgsaussichten einer Organübertragung zu berücksichtigen.
Seit 1963 wurden in Deutschland mehr als 125.000 Organe transplantiert. Nach dem Transplantationsskandal im Jahr 2012 sank die Zahl der jährlichen Organspenden beständig und erreichte 2016 einen absoluten Tiefpunkt. Im vergangenen Jahr spendeten 857 Verstorbene 2.867 Organe. Rund 10.000 Patienten warteten auf eine Organspende.
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