Politik

Transplantations­medizin: Selbstverwaltung organisiert, Staat kontrolliert

  • Freitag, 7. Juni 2013
dpa
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Berlin – Mehr staatliche Kontrolle in der Transplantationsmedizin hält Bundesärzte­kammerpräsident Frank Ulrich Montgomery eigentlich nicht für notwendig. „Gegen tatsächliche kriminelle Energie Einzelner ist kein Kraut gewachsen“, sagte er auf dem diesjährigen Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit in Berlin mit Blick auf die Skandale in der Transplantationsmedizin in den vergangenen Monaten. Nach seiner Ansicht würde der Staat auf ganz ähnliche Herausforderungen und Probleme stoßen wie die Selbstverwaltung auch.

Allerdings habe die Bundesärztekammer auch nichts gegen den Vorschlag einzuwenden, künftig ihre Transplantations-Richtlinien dem Bundesgesundheitsministerium als Rechts­aufsicht zur Genehmigung vorzulegen, erklärte Montgomery. Dies sieht ein Entwurf für einen fraktionsübergreifenden Änderungsantrag vor, der heute von Fachpolitikern in Berlin beraten wird. Er soll noch vor der Sommerpause in eine weitere Novelle des Transplantations-Gesetzes münden.

Über den Entwurf wurde lange gestritten: Während Union, FDP und SPD an der derzeitigen Struktur des Transplantationswesens mit der Deutschen Stiftung Organ­transplantation (DSO) als zentraler Koordinationsstelle festhalten wollen, werben die Grünen und die Linkspartei für ein öffentlich-rechtliches System.

„Das System der Organspende und Transplantation in Deutschland hat sich grund­sätzlich bewährt“, betonte Rainer Hess, hauptamtlicher Vorstand der DSO auf dem Hauptstadtkongress. Die DSO koordiniere die Organentnahme, Eurotransplant teile die Organe aufgrund einer bundeseinheitlichen Warteliste zu und die Transplantations­zentren setzten sie ihrer Patienten ein.

Gesamtverantwortung im Auge behalten
„Dennoch ist es nicht gut, nur eine Teilverantwortung zu betonen. Es gibt eine Gesamtverantwortung, die alle mittragen müssen“, sagte Hess, der auch Mitglied der bei der Bundesärztekammer angesiedelten Ständigen Kommission Organtransplantation ist. Es sei richtig, mit mehr Kontrolle zu arbeiten und dem Bundesgesundheitsministerium die Richtlinien zur Genehmigung vorzulegen. „Dann haben wir mehr Sicherheit.“

Hess hält jedoch noch weitere Maßnahmen in der Transplantationsmedizin für notwendig. „Wir sollten die Transplantationsmedizin aus der bisher üblichen Klinikvergütung heraus­nehmen, um den Wettbewerb der Kliniken um das knappe Gut Organ entschärfen“, sagte er unter Zustimmung von Montgomery.

Für dringend erforderlich halten der Bundesärztekammerpräsident und der DSO-Vorstand auch die Einführung eines nationalen Transplantationsregisters. „Alle Daten liegen vor, aber sie dürfen bisher wegen der Trennung von Spende, Verteilung und Transplantation nicht zusammen geführt werden“, erklärte Hess. Er sei aber optimistisch, dass dies bis Ende 2013 möglich ist.

ER

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