Medizin

Troponin T erkennt postoperatives Sterberisiko

  • Mittwoch, 6. Juni 2012

Hamilton – Der Herzinfarktmarker Troponin T zeigt auch nach nicht kardialen Operationen ein erhöhtes Sterberisiko an. Dies geht aus einer internationalen Kohortenstudie hervor, die jetzt im US-amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2012; 307: 2295-2304) veröffentlicht wurde.

Trotz aller medizinischen Fortschritte in der Chirurgie sterben einige Patienten in den ersten Tagen oder Wochen nach der Operation. In der Vascular Events in Noncardiac Surgery Patients Cohort Evaluation oder VISION-Studie an 15.133 Patienten im Alter über 45 Jahren betrug die 30-Tages-Sterberate nach den nicht-kardialen Operationen 1,9 Prozent. Die Ursachen bleiben häufig unklar.

In vielen Fällen scheint es aber zu einer Schädigung des Herzmuskels unterhalb der Schwelle zum manifesten Herzinfarkt zu kommen. Hierfür sprechen die leicht erhöhten Troponin T-Werte, die in der VISION-Studie bei etwa jedem zehnten Patienten in den ersten drei Tagen nach der Operation gemessen wurden.

Troponin T ist ein Proteinkomplex aus dem Inneren von Herzmuskelzellen, der bei einer Schädigung vermehrt ins Blut geschwemmt wird. Ein Anstieg auf über 1,5 ng/ml gilt als einer der zuverlässigsten Marker für einen Herzinfarkt. Eine Troponin T-Wert von unter 0,4 ng/dl wird von vielen Labors als normal angesehen. Wie Philip James Devereaux von McMaster University, Hamilton, Ontario berichten, waren unter den Teilnehmern der VISION-Studie bereits Troponin T-Werte ab 0,02 ng/ml mit einer erhöhten 30-Tages-Sterberate assoziiert.

Das Team ermittelte eine adjustierte Hazard Ratio (HR) von 2,41 (95-Prozent-Konfidenzintervall 1,33-3,77). Hier kam auf 25 Patienten ein Todesfall. Für Troponin-Werte zwischen 0,03 bis 0,29 ng/ml betrug die HR 5,00 (3,72-6,76) oder ein Todesfall auf 11 Patienten. Troponin-T-Werte von 0,30 ng/ml oder höher erhöhen das Sterberisiko (HR) um den Faktor 10,48 (6,25-16,62) mit einem Todesfall auf 6 Patienten.

Damit ist der Troponin-T-Wert der mit Abstand wichtigste Risikofaktor für die postoperative Mortalität. Wie Devereaux betont, lagen zwischen dem Anstieg des Troponin-T-Werts und dem Tod bei den meisten Patienten sechs Tage oder mehr, was ein Zeitfenster für eine mögliche Intervention schafft. Aus Beobachtungsstudien gibt es laut Devereaux Hinweise, dass eine Therapie mit Statinen oder ASS das Sterberisiko senken könnten.

Beide Medikamente sind in der Sekundärprophylaxe nach einem „echten“ Herzinfarkt heute Standard. Ihre Wirkung ist dort durch randomisierte klinische Studien belegt. Eine Konsequenz aus der VISION-Studie könnte es sein, ähnliche Studien jetzt auch an Patienten durchzuführen, die in der VISION-Studie ein erhöhtes Risiko hatten. Ein Einsatz von ASS oder Statinen sollte vom Ergebnis dieser Studien abhängig gemacht werden.

rme

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