Trotz steigender Arztzahlen droht in NRW Ärztemangel

Münster – Im vergangenen Jahr arbeiteten knapp 34.000 Ärzte in den Krankenhäusern in Nordrhein-Westfalen und damit rund 3,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Innerhalb von zehn Jahren sei die Zahl der Ärzte in Krankenhäusern des Landes um 20 Prozent gestiegen, teilte das Statistische Landesamt Mitte August in Düsseldorf mit.
„Man darf nicht nur die Ärzte, sondern muss auch die Arbeitsstunden zählen“, kommentierte Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Theodor Windhorst, diese Zahlen. Der Umfang der geleisteten Arbeit wachse nicht in gleichem Maße wie die Zahl der Beschäftigten. „Der Anteil der Ärzte, die in Teilzeit arbeiten, wird größer“, betonte er.
Einer der Gründe dafür sei der wachsende Anteil der Ärztinnen in der Patientenversorgung. „Ärztinnen sind oft auf Teilzeitarbeit angewiesen, um Familie und Beruf vereinbaren zu können. Doch auch männliche Mediziner nutzen verstärkt Kindererziehungszeiten und Teilzeitbeschäftigung“, so der westfälische Ärztepräsident.
Arbeit auf mehr Köpfe verteilt
Eine wichtige Rolle spiele auch das seit Januar 2007 geltende Arbeitszeitgesetz, betonte der Marburger Bund (MB) gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt. Obwohl in den Kliniken weiterhin sehr viel gearbeitet werde, habe das Gesetz die Arbeit auf mehr Köpfe verteilt als dies vor Inkrafttreten des Gesetzes der Fall gewesen sei.
Nach Schätzungen der Ärztekammer Westfalen-Lippe brauche es derzeit rund 1.330 ärztliche Berufsanfänger, um 1.000 aus der Patientenversorgung ausscheidende Ärzte zu ersetzen. „Trotz höherer Beschäftigtenzahlen ist abzusehen, dass in Westfalen-Lippe zurzeit rund 600 Ärzte in den Krankenhäusern fehlen“, sagte Windhorst.
Laut dem Statistischen Landesamt nahm die Zahl der Krankenhäuser in den vergangenen Jahren in NRW um 13 Prozent ab. Hauptgrund dafür seien Fusionen. Beim Pflegepersonal ging die Zahl der Beschäftigten innerhalb von zehn Jahren um etwa 4.000 auf 204.500 zurück.
Die Zahl der Patienten hingegen stieg in diesem Zeitraum um gut neun Prozent auf 4,2 Millionen. Allerdings blieben die Kranken im Durchschnitt nur noch acht Tage im Krankenhaus und damit 2,5 Tage weniger als vor zehn Jahren.
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