Trump sieht Pharmaunternehmen nach Streit um Gesundheitsbehörde CDC in der Pflicht

Washington – Nach der Entlassung der Direktorin der US-Seuchenschutzbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) im Streit über die Impfpolitik von Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. hat sich US-Präsident Donald Trump persönlich zum Thema geäußert – ohne Partei zu ergreifen.
Er gab gestern Pharmaunternehmen eine Mitschuld an der Auseinandersetzung, da diese angeblich die Öffentlichkeit über den Nutzen ihrer Produkte im Zusammenhang mit COVID-19 zu sehr im Unklaren lasse. Über die Frage, ob diese ein Erfolg oder Misserfolg seien, zerfleischten sich nun alle gegenseitig, darunter Kennedy und die CDC, schrieb Trump auf dem Portal Truth Social.
„Viele Leute halten sie für ein Wunder, das Millionen Menschenleben gerettet hat. Andere sind anderer Meinung!“, schreibt Trump über die Arzneimittel, den Begriff Impfungen nutzt er nicht. Da die CDC durch das Thema zerrissen werde, wolle er nun dringend Antworten von den Pharmaunternehmen.
Trump behauptete, dass etwa der Konzern Pfizer ihm großartige Zahlen und Ergebnisse gezeigt habe. Doch diese Informationen würden offenbar nicht mit vielen anderen geteilt. Mit Blick auf die Firmen hielt er fest: „Ich möchte, dass sie diese Daten JETZT dem CDC und der Öffentlichkeit zeigen und dieses Chaos auf die eine oder andere Weise aufklären!!!“
Er hoffe, dass die „Operation Warp Speed“, mit der in Rekordzeit mRNA-Impfstoffe gegen COVID-19 entwickelt worden waren, so brillant sei wie oft behauptet. „Wenn nicht, möchten wir alle darüber Bescheid wissen und wissen, warum???“
Tatsächlich sind bereits mehrere Studien zu dem Ergebnis gekommen, dass COVID-19-Impfungen Millionen Menschenleben gerettet haben, vor allem bei älteren Menschen. Seit Kennedy im Amt ist, sind unter anderem COVID-19-Impfempfehlungen für bestimmte Gruppen wie Schwangere zurückgenommen worden.
Zudem begründete er Mittelkürzungen für die Entwicklung von mRNA-Impfstoffen gegen Atemwegserreger mit deren mangelnder Effektivität beim Schutz vor Infektion, was aus der Fachwelt als irreführend gewertet wurde.
Das Weiße Haus und Trumps Sprecherin hatten sich in den vergangenen Tagen hinter Minister Kennedy gestellt und die Entlassung von Direktorin Susan Monarez nach nur wenigen Wochen im Amt verteidigt. Ihre Anwälte hatten erklärt, dass sich Monarez geweigert habe, unwissenschaftliche Anweisungen durchzuwinken und weitere CDC-Beschäftigte zu entlassen.
Ehemalige CDC-Führungen schlagen Alarm
In einem gemeinsamen Beitrag in der New York Times stärken neun frühere CDC-Direktorinnen und Direktoren, die unter Präsidenten aus den Lagern der Republikaner ebenso wie Demokraten tätig waren, Monarez den Rücken und sprechen vor einer Gefährdung der öffentlichen Gesundheit durch Kennedys Politik.
Sie fürchten nach eigenen Worten weitreichende Auswirkungen seiner Entscheidungen auf die Gesundheitssicherheit Amerikas. „Das ist inakzeptabel und sollte jeden Amerikaner alarmieren, unabhängig von seiner politischen Einstellung.“
Die neun ehemaligen CDC-Führungskräfte betonen auch, dass sie nicht immer gleicher Meinung gewesen seien wie ihre Vorgesetzten im Gesundheitsministerium. Es habe aber nie Zweifel gegeben, dass sich diese auf datengestützte Erkenntnisse verlassen und die Beschäftigten im Public-Health-Bereich unterstützen würden.
„Wir müssen nur auf die Operation Warp Speed während der ersten Amtszeit von Trump zurückblicken, die hochwirksame und sichere Impfstoffe hervorgebracht hat, die während der COVID-19-Pandemie Millionen von Menschenleben gerettet haben“, heißt es weiter im Beitrag. „Dies ist ein leuchtendes Beispiel dafür, was das Gesundheitsministerium leisten kann, wenn Gesundheit und Wissenschaft im Vordergrund seiner Mission stehen.“
Die derzeitige Leitung arbeite jedoch nach ganz anderen Regeln. Die CDC hätten es nach der Entlassung von Monarez und der Kündigung weiterer Top-Leute weitaus schwerer, die Arbeit der vergangenen 80 Jahre fortzusetzen. Die Ex-CDC-Spitzen appellierten unter anderem an den Kongress, die Aufsichtsfunktion über das Ministerium wahrzunehmen, sowie an Bundesstaaten und Kommunen, Finanzierungslücken soweit möglich zu schließen.
„Der derzeitige Kurs der Regierung zur Zerstörung des öffentlichen Gesundheitssystems ist rücksichtslos und darf nicht fortgesetzt werden“, mahnte die Präsidentin der Infectious Diseases Society of America (IDSA), Tina Tan, schon vor einigen Tagen.
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