Tuberkulose: Diabetes-Medikament Metformin unterstützt Immunabwehr
Singapur – Das Biguanid Metformin, Mittel der ersten Wahl beim Typ 2-Diabetes, kann möglicherweise die körpereigene Immunabwehr gegen den Erreger der Tuberkulose Mycobacterium tuberculosis stärken. Dies zeigen experimentelle Befunde in Science Translational Medicine (2014; 6: 263ra159). Sie erklären eine klinische Beobachtung, nach der die Erreger bei mit Metformin behandelten Diabetikern geringere Schäden in den Lungen anrichten.
Die Behandlung der Tuberkulose ist langwierig, da der Erreger nur langsam wächst und sich intrazellulär (ausgerechnet in Makrophagen) vermehrt. Grundlagenforscher untersuchen deshalb, ob die Stärkung der Immunzellen ein Weg wäre, die Tuberkulose zu bekämpfen. Ein mögliches Mittel könnte das Biguanid Metformin sein.
Amit Singhal vom Forschungsinstitut A*STAR in Singapur hat zusammen mit Schweizer Forschern die Wirkung von Metformin zunächst in Zellkulturen untersucht. Metformin konnte dort tatsächlich das Wachstum von Mycobacterium tuberculosis hemmen: Es steigerte die Produktion von reaktiven Sauerstoffradikalen (ROS) in den Mitochondrien und erleichterte die Phagosomen-Lysosomen-Fusion, die ein Abwehrmechanismus in den Makrophagen ist. Die in die Zellen eingedrungenen Bakterien wurden nach der Zugabe von Metformin abgetötet. Menschen mit Störungen in der ROS-Produktion sind laut Singhal anfällig auf verschiedene Infektionskrankheiten.
Als nächstes behandelten die Forscher Mäuse, die an Tuberkulose erkrankt waren: Metformin verbesserte hier die Lungenpathologie, reduzierte die chronische Entzündung, erhöhte die spezifische Immunantwort und verbesserte die Wirksamkeit von herkömmlichen TB-Medikamenten.
Klinische Studien mit Metformin als Adjunvans zur Antibiotikatherapie wurden bisher nicht durchgeführt, wären laut Singhal jedoch jederzeit möglich, da Metformin seit langem zugelassen ist und als gut verträglich eingestuft wird. Die Forscher konnten zwei Kohorten ausfindig machen, in denen Tuberkulose-Patienten wegen eines gleichzeitigen Typ 2-Diabetes mit Metformin behandelt worden waren: Diese Patienten hatten weniger Hohlräume in der Lunge, wodurch sich dort weniger Mykobakterien ansiedeln konnten. Auch das Sterberisiko war vermindert. Für Singhal ist deshalb der Zeitpunkt gekommen, die Wirksamkeit von Metformin in prospektiven klinischen Studien zu testen.
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