Medizin

Tumorsuppressor in T-Zellen entdeckt

  • Freitag, 8. Dezember 2017

München – Einen Tumorsuppressor in fehlerhaften T-Zellen, die T-Zell-Non-Hodgkin-Lymphome auslösen, haben Wissenschaftler um Jürgen Ruland, Direktor des Instituts für klinische Chemie und Pathobiochemie der Technischen Universität München, ent­deckt. Die Fachzeitschrift Nature hat die Ergebnisse publiziert (2017; doi: 10.1038/nature24649).

Normalerweise sind T-Zellen im Körper unter anderem dafür verantwortlich, dass entstehende Krebszellen erkannt und getötet werden. Problematisch wird es, wenn eine T-Zelle selbst Fehler in ihrem Erbgut entwickelt. Betrifft das Bereiche, die für das Zellwachstum verantwortlich sind, kann die T-Zelle selbst zu einer unkontrolliert wachsenden Tumorzelle werden. Dies geschieht bei den T-Zell-Non-Hodgkin-Lympho­men. Diese aggressive Form von Lymphdrüsenkrebs hat sehr schlechte Heilungs­chancen und betrifft in Deutschland etwa eine von 100.000 Personen.

Schutzschalter gestört

In einem Mausmodell für T-Zell-Non-Hodgkin-Lymphome gelang den Wissenschaftlern der Nachweis, dass ein Protein namens PD-1 defekte T-Zellen frühzeitig abschalten kann und so verhindert, dass sie zu Tumorzellen werden. PD-1 wird durch Fehler in Genen für das Zellwachstum, sogenannten Onkogenen, aktiviert und unterdrückt dann die Wirkung dieser Gene mit Hilfe zusätzlicher Proteine. „Es verhindert so als Schutz­schalter ein unkontrolliertes Wachstum der defekten T-Zelle“, hieß es aus der Arbeits­gruppe.

Aber warum sind viele T-Zell-Non-Hodgkin-Lymphome trotz dieser Schutzfunktion so aggressiv? Die Forscher untersuchten genetische Datensätze von 150 Patienten. „Durch unsere vorherigen Ergebnisse haben wir gezielt PD-1 unter die Lupe genommen. In einzelnen Gruppen hatten mehr als 30 Prozent der Patienten Veränderungen in den Regionen des Erbguts, die die Herstellung von PD-1 störten“, erläuterte Tim Wartewig, Erstautor der Studie. Die veränderten T-Zellen könnten sich so unkontrolliert vermehren, so der Wissenschaftler.

„Solchen Menschen könnten Medikamente helfen, die einen Ausfall des PD-1-Signals wieder aufheben und damit die Tumorzellen zerstören. Medikamente dieser Art gibt es bereits für andere Krebsformen – ein Einsatz bei T-Zell-Non-Hodgkin-Lymphomen sollte aus unserer Sicht überdacht werden“, bewertet Ruland die Ergebnisse. Die Wissenschaftler empfehlen, individuelle Unterschiede der Tumore zu untersuchen und erst dann zu entscheiden, welches Medikament verabreicht wird. 

hil

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