Gesundheit

Twitter hat COVID-19 in Europa früher bemerkt

  • Mittwoch, 27. Januar 2021

Noch bevor die Behörden in Europa registrierten, dass das neue Corona­virus angekommen ist, hat in dem Kurznachrichtendienst Twitter die Zahl der Tweets zugenommen, in denen die Worte „Pneumonie“ oder „trockener Husten“ erwähnt wurden.

Die Zunahme konzentrierte sich genau auf die Regionen, in denen es dann zu den ersten Ausbrüchen kam.

Die Nutzer von Twitter tauschen sich über eine Vielzahl von Themen aus. Dazu gehören Ereignisse aus dem privaten Bereich, es werden aber auch Medienberichte weitergereicht.

Nachdem Anfang 2020 die ersten Nachrichten über eine neue Form der Lungenentzündung von China nach außen drangen, war dies auch in den sozialen Netzwerken ein Thema. Unabhängig davon kam es aber auch im privaten Bereich des Öfteren zur Erwähnung von Erkrankungen an Lungen­entzündungen oder Atemwegs­beschwerden.

Ein Team um Pietro Panzarasa von der Scuola IMT Alti Studi in Lucca hat die privaten Meldungen von den weitere gereichten Medienberichten getrennt, um herauszufinden, wann die Nutzer die ersten Erkrankungen in ihrem persönlichen Umfeld bemerkt haben.

Ausgewertet wurden alle Tweets in den Sprachen Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Niederländisch, Polnisch und Spanisch. Gesucht wurde nach der Verwendung der Wörter „Pneumonie“ und „trockener Husten“.

In allen Ländern ist es bereits in den Wochen vor den Ausbrüchen zu einer Zunahme der Tweets gekommen, die die Krankheit erwähnen.

In Italien beispielsweise, wo am 22. Februar 2020 die ersten Sperrmaßnahmen zur Eindämmung von COVID-19-Infektionen eingeführt wurden, kam es bereits in den ersten Wochen des Jahres 2020 zu einem deutlichen Anstieg. Auch in Frankreich kam es zu einem ähnlichen Muster.

Spanien, Polen und das Vereinigte Königreich folgten mit einer Verzögerung von zwei Wochen. Nur für Deutschland konnte Panzarasa keinen frühzeitigen Anstieg erkennen (was möglicherweise damit zusammenhing, dass die Behörden bereits durch den ersten Cluster im Januar gewarnt waren).

Dass die Meldungen tatsächlich auf Erkrankungen und nicht auf einer Medienrezeption beruhen, zeigte sich in der örtlichen Verteilung der Tweets.

Tatsächlich stammte die Mehrheit der Benutzer, die über Lungenent­zün­dungen und trockenen Husten diskutierten, aus Regionen wie der Lombardei, Madrid, der Île de France und England, in denen es mit zeitlicher Verzögerung zu einem Anstieg der Erkrankungen kam.

Da es sich um eine retrospektive Studie handelt, bleibt möglich, dass die Autoren solange an ihren Analysen feilten, bis das richtige Ergebnis zustande kam. Vor allem die örtliche Übereinstimmung ist jedoch frappierend. Panzarasa ist jedenfalls überzeugt, dass die Analyse von sozialen Medien genutzt werden kann, um frühzeitig Verdachtsmomente für Krankheits­wellen zu erkennen.

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