Typ-2-Diabetes: Bariatrische Operation kann Medikamente langfristig ersetzen

Cleveland/Ohio – Jeder vierte Patient mit Typ-2-Diabetes mellitus erreichte in einer randomisierten Langzeitstudie nach einer operativen Magenverkleinerung oder einer Bypassoperation normale Blutzuckerwerte. Die meisten kamen laut der Publikation im New England Journal of Medicine (2017; 376:641-651) fünf Jahre nach der Operation weiterhin ohne Blutzuckermedikamente oder Insulin aus.
Die STAMPEDE-Studie („Surgical Therapy And Medications Potentially Eradicate Diabetes Efficiently“) hatte zwischen 2007 und 2011 insgesamt 150 Patienten mit Übergewicht oder Adipositas (BMI 27-43 kg/m2) und Typ-2-Diabetes auf einen Roux-en-Y-Magenbypass, eine Sleeve-Gastrektomie oder auf eine alleinige medikamentöse Therapie randomisiert.
Bei den chirurgischen Patienten kam es schon kurz nach der Operation zu einer deutlichen Verbesserung der Blutzuckerwerte. Viele erzielten nach wenigen Wochen HbA1c-Werte, die unter einer medikamentösen Therapie so gut wie nie erreicht werden. Auch eine Insulintherapie führt beim Typ-2-Diabetes selten zu normalen Blutzuckerwerten, da der Insulinbedarf infolge der Insulinresistenz deutlich erhöht ist und das Risiko von Hypoglykämien eine bedenkenlose Steigerung der Dosis verbietet.
Die kurzfristigen Erfolge der bariatrischen Operation sind unbestritten, auch wenn sie mit gewissen Operationsrisiken verbunden sind und die Patienten eine Nachsorge benötigen. Nach einem Magenbypass kann eine Malabsorption auch zu Mangelerscheinungen führen, die medikamentös behandelt werden müssen.
Die wenigsten bisher publizierten Studien haben die Patienten prospektiv über längere Zeit begleitet. Die STAMPEDE-Studie ist hier eine Ausnahme. Das Team um Sangeeta Kashyap von der Cleveland Clinic kann jetzt die abschließenden Ergebnisse nach fünf Jahren vorstellen. Nach dem Magenbypass erreichten 14 Patienten (28,6 Prozent) und nach der Magenverkleinerung elf Patienten (23,4 Prozent) einen HbA1c-Wert von unter sechs Prozent, davon elf Patienten (22,4 Prozent) und sieben Patienten (14,9 Prozent) ohne weitere blutzuckersenkende Medikamente oder Insulin.
Sie waren damit von ihrem Typ-2-Diabetes geheilt. Unter einer alleinigen medikamentösen Therapie erreichten nur zwei Patienten (5,3 Prozent) dieses Behandlungsziel, und beide benötigen weiterhin Diabetesmedikamente – theoretisch kann ein Typ-2-Diabetes auch durch eine Diät allein kuriert werden, doch dies wird so gut wie nie erreicht.
Etwa die Hälfte aller Patienten hatte fünf Jahre nach der Operation noch einen HbA1c-Wert von unter sieben Prozent, der unter Diabetologen als erstrebenswert bezeichnet wird. Mit einer alleinigen medikamentösen Therapie erreicht dies (auch unter Einsatz von Insulin) nur jeder fünfte.
Die bariatrische Behandlung des Typ-2-Diabetes ist sicherlich mit Einschränkungen verbunden. Die Patienten werden durch den verkleinerten Magen und beim Bypass durch die Gefahr eines Dumping-Syndroms zu einer anderen Ernährung gezwungen. Die Gewichtsabnahme kann sich jedoch auch positiv auf Gelenk- und Rückenschmerzen auswirken, und vor allem der Verzicht auf Insulininjektionen wurde von den meisten Patienten als Gewinn ihrer Lebensqualität gewertet.
Eine Subgruppenanalyse ergab, dass Personen mit einem BMI von 27 bis 34, für die viele Experten derzeit keinen Anlass für eine bariatrische Behandlung sehen, von der Operation profitierten, weshalb sich Kashyap für eine großzügigere Indikationsstellung ausspricht.
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