Typ 2-Diabetes: Insulin-Nasenspray bessert kognitive Leistungen

Boston – Die intranasale Anwendung von Insulin hat in einer Pilotstudie in Diabetes Care (2013, doi: 10.2337/dc13-1672) die kognitive Leistung von Typ 2-Diabetikern und gesunden Probanden verbessert, ohne den Blutzucker zu senken.
Insulin regelt auch im Gehirn die Verteilung von Glukose, dem wichtigsten Energieträger für Nervenzellen. Das Stoffwechselhormon ist deshalb seit längerem als „Enhancer“ für kognitive Funktionen in der Diskussion. Frühere Studien bei Alzheimer-Patienten haben kaum Wirkung gezeigt - vermutlich weil eine verbesserte Energiezufuhr dauerhaft geschädigten Neuronen nicht mehr nutzen kann.
Jetzt versucht es die Gruppe um Vera Novak vom Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston bei Patienten mit Typ 2-Diabetes. Viele Altersdiabetiker leiden unter kognitiven Störungen. Dies wird meistens als Folge der Atherosklerose in den Hirnarterien gedeutet, die die Nähr- und Sauerstoffversorgung des Gehirns vermindern. Novak vermutet, dass eine gestörte Bluthirnschranke Insulin zurückhalten könnte, was die Hirnzellen ebenfalls von dem Energieträger Glukose abschneiden würde.
Mit der intranasalen Applikation von Insulin wird die Bluthirnschranke umgangen. Das Hormon gelangt vermutlich über den Riechnerven (oder auch andere Hirnnerven) direkt ins Gehirn, wo es in tierexperimentellen Studien schon nach wenigen Minuten vermehrt nachweisbar ist. Die intranasale Applikation verhindert auch, dass Insulin den Blutzucker zu stark absenkt.
In einer ersten Studie „schnupften“ 15 Patienten mit Typ 2-Diabetes und 14 gesunde Probanden eine Einmaldosis von 40 IU Insulin oder Placebo. Danach nahmen sie an neuropsychologischen Tests teil, und die Durchblutung im Gehirn wurde mittels Kernspintomographie bestimmt.
Bei beiden, den Typ 2-Diabetikern und den Gesunden, kam es nach der intranasalen Insulindosis zu einer Verbesserung im verbalen Lernen, im räumlichen Vorstellungsvermögen und in der Gedächtnisleistung, berichtet Novak, die die Veränderungen mit einer gesteigerten Durchblutung im vorderen Abschnitt des Großhirns in Verbindung bringt.
Die Blutzuckerspiegel der Patienten sollen unter der Therapie nicht deutlich abgefallen. Novak betrachtet intranasales Insulin deshalb als sicher. Unklar bleibt allerdings, ob es sich nur um temporäre Effekte handelt, oder ob die wiederholte Anwendung des Sprays langfristig die kognitiven Leistungen von Diabetikern (und vielleicht auch von Gesunden) verbessern könnte.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: