Ulmer Arbeitsgruppe baut europaweites Netzwerk zur Erfassung und Bekämpfung von Kindesmisshandlung auf

Ulm – Eine Arbeitsgruppe um den Juniorprofessor Andreas Jud von der Ulmer Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie will Maßnahmen des Kinder- und Jugendschutzes länderübergreifend vergleichbar machen. Gemeinsam mit Experten aus dem Gesundheitswesen, der Justiz, der Jugendhilfe und anderen Bereichen baut er dazu ein europäisches Netzwerk auf.
Länderübergreifende Studien zur Kindesmisshandlung sind laut den Wissenschaftlern bisher kaum möglich, da es weder eine einheitliche Definition von „Kindesmisshandlung“ gibt, noch gemeinsame Standards der Datenerhebung. Zudem unterscheidet sich die Zusammenarbeit von Jugend- und Gesundheitsämter mit der Justiz in den Ländern.
Im jetzt gestarteten Projekt „Multi-Sectoral Responses to Child Abuse and Neglect in Europe: Incidence and Trends“ wollen die Forschenden um Jud ein bisher 34 europäische Länder umfassendes Expertennetzwerk aufbauen, das auch Forschungsprojekte initiiert. Außerdem wollen sie sogenannte Best-Practice-Beispiele sammeln und auf ihre Übertragbarkeit auf weitere Staaten prüfen.
Sie werden im Rahmen des sogenannten COST-Programms (European Cooperation in Science and Technology) für vier Jahre mit über einer halben Million Euro unterstützt. Dass dies nicht genügt, ist laut Jud bereits absehbar: Er rechnet nach eigenen Angaben mit einem Zeithorizont von zehn bis 20 Jahren. In diesem Zeitraum will das Netzwerk vergleichbare Forschungsprojekte zum Kinderschutz anstoßen und so zur europaweiten Bekämpfung von Misshandlung beitragen.
COST fördert die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern in länderübergreifenden Netzwerken – „COST-Actions“ genannt. Die Netzwerke stehen Wissenschaftler von Universitäten und Forschungseinrichtungen sowie Mitgliedern aus der Industrie, dem öffentlichen oder privaten Sektor offen. Die Initiative wird aus Mitteln von Horizon 2020 finanziert.
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