Ultraschallpulse gegen Alzheimer: Fachleute sehen neue Methode kritisch

Jena – Ob die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) tatsächlich eine bahnbrechende Therapiemethode zur Behandlung von Alzheimer ist, kann nach Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) zum jetzigen Zeitpunkt nicht beurteilt werden.
Das teilte die Fachgesellschaft jetzt mit. Es erscheine absolut verfrüht, die TPS als neue effektive Therapieform der Alzheimer-Erkrankung anzusehen, heißt es in einer aktuellen Stellungnahme der Fachgesellschaft.
Laut DGKN ist die Alzheimerkrankheit trotz intensiver Forschung bislang unheilbar. Sie zählt wie Parkinson oder Multiple Sklerose zu den neurodegenerativen Erkrankungen und zeichnet sich durch einen fortschreitenden Verlust von Nervenzellen aus. Dies führt zu einer Beeinträchtigung bestimmter Hirnfunktionen wie zunehmendem Gedächtnisverlust, Sprach- oder Bewegungsstörungen.
Die neue Therapie, die von Forschern der Universitätsklinik für Neurologie in Wien entwickelt wurde, soll die Regeneration des Gehirns stimulieren. Der DGKN zufolge emittiert bei der TPS eine spezielle Ultraschallsonde sehr kurze (30 µs) Ultraschallpulse mit einer typischen Frequenz von 5 Hz. Die Kosten müssen die Patienten selbst tragen. Verschiedene Medien haben darüber berichtet.
Um die Wirksamkeit der neuen Methode beurteilen zu können, hat die DGKN die aktuelle Datenlage bewertet und unter der Federführung von Vorstandsmitglied Ulf Ziemann, Ärztlicher Direktor der Abteilung Neurologie und Co-Direktor am Hertie-Institut für klinische Hirnforschung der Universität Tübingen, eine Stellungnahme ausgearbeitet.
Ergebnis: „Sieht man sich die publizierten Studien im Detail an, so gibt es derzeit definitiv noch keine ausreichende Evidenz für die Wirksamkeit der neuen Methode“, erklärte Ziemann. Für einen Wirksamkeitsnachweis der neuen Therapie seien placebokontrollierte, randomisierte verblindete Studien mit höherer Patientenzahl und längerer Nachbeobachtungszeit erforderlich.
„Es ist daher aktuell nicht gerechtfertigt, TPS als neue effektive Therapieform der Alzheimer-Erkrankung oder anderer Erkrankungen des Gehirns anzusehen und zu bewerben“, sagte Ziemann.
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