UN-Bericht: Kürzungen bei HIV-Mitteln wirken „verheerend“

Genf – Der deutliche Rückgang bei internationalen Hilfsgeldern für den Kampf gegen HIV und Aids hat laut dem UN-Programm UNAIDS schwerwiegende Folgen. Die Mittelkürzungen der USA und anderer Länder könnten bis 2030 zu etwa 3,9 Millionen zusätzlichen Infektionen führen, heißt es im UNAIDS-Bericht, der heute anlässlich des bevorstehenden Welt-Aids-Tag am 1. Dezember vorgestellt wurde.
Im vergangenen Jahr infizierten sich demnach weltweit etwa 1,3 Millionen Menschen mit dem HI-Virus, das unbehandelt die Immunschwäche-Krankheit Aids auslösen kann. Rund 630.000 starben an den Folgen von Aids. Ende 2024 lebten 40,8 Millionen Menschen mit HIV - davon hatten mehr als drei Viertel Zugang zu Medikamenten, mit denen das Virus bekämpft werden kann.
Die Infektions- und Sterbezahlen waren seit 2010 stark zurückgegangen. Doch in den vergangenen Jahren seien internationale Hilfsgelder im Gesundheitsbereich deutlich gekürzt worden, heißt es in dem Bericht. Anfang 2025 fror die neue US-Regierung vorübergehend alle Zahlungen im Zusammenhang mit HIV ein. Davor waren die USA für drei Viertel der internationalen HIV-Gelder aufgekommen.
Mittlerweile hat die Regierung in Washington die Finanzierung von HIV-Tests, Medizin und Gesundheitspersonal für andere Länder wieder aufgenommen. Dennoch: Die plötzlich beschleunigten Mittelkürzungen hätten „verheerende Auswirkungen“, meinte UNAIDS-Chefin Winnie Byanyima. Einschränkungen der Rechte von Risikogruppen in einigen Ländern würden zur Problemlage beitragen, erläutert sie in dem Bericht.
So ist etwa die Zahl der Menschen mit Zugang zu vorbeugenden HIV-Medikamenten in Uganda von Ende 2024 bis zum vergangenen September um 31 Prozent gesunken. In Burundi betrug das Minus 64 Prozent. In Nigeria ist die Zahl der verteilten Kondome zwischen Ende des Vorjahres und März um mehr als die Hälfte eingebrochen, wie UNAIDS berichtet.
Doch viele bisherige Empfänger-Staaten von Hilfsgeldern haben bereits begonnen, sich auf die neue Finanz-Lage einzustellen und verstärkt auf inländische Investitionen zu setzen. So haben dem Bericht zufolge mehr als zwei Dutzend Staaten ihre Gesundheitsbudgets und ihre Ausgaben für HIV-Programme zuletzt deutlich gesteigert.
In Deutschland haben sich voriges Jahr geschätzt rund 2.300 Menschen mit HIV infiziert. Der Wert liege um etwa 200 Neuinfektionen höher als 2023, erklärte das Robert-Koch-Institut in seiner jüngsten Schätzung.
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