Vermischtes

Unfälle und Misshandlung häufigste Todesursache von Kleinkindern

  • Freitag, 7. Juni 2013

Berlin – Kleinkinder im Alter von ein bis vier Jahren sterben in Deutschland am häufigsten durch Verletzungen aufgrund von Unfällen. Darauf hat die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) hingewiesen. Doch gerade bei sehr kleinen Kindern könne ebenso eine Misshandlung hinter den Verletzungen stecken, so die Fachgesellschaft.

Laut DGKCH sind Unfälle in dieser Altersgruppe mit etwa 60.000 Behandelten im Jahr der zweithäufigste Grund für einen stationären Krankenhausaufenthalt. Dabei verletzen sich die Kinder am häufigsten aufgrund eines Sturzes (60 Prozent) Das Gefährliche: Je jünger das Kind bei einem Sturz ist, desto häufiger ist auch der Kopf betroffen. Mehr als zwei Drittel der Einjährigen erleiden der DGKCH zufolge, wenn sie fallen, eine Schädelverletzung.

„Es ist deshalb sehr wichtig, Eltern rechtzeitig auf diese Gefahren hinzuweisen“, sagte Guido Fitze, Vorstandsmitglied der DGKCH. Jedoch nicht alle Kopfverletzungen rührten von unglücklichen Stürzen her: „Besonders in den ersten Lebensjahren müssen wir leider bei jedem Unfall auch daran denken, dass Kindeswohlgefährdung eine Rolle gespielt haben könnte“, so Fitze. Der Experte vermutet, dass etwa ein Drittel aller Sterbefälle im Säuglingsalter mit äußerer Gewalteinwirkung zusammenhängen.

Häufigste Ursache ist das Schütteltrauma, das – vorsichtig geschätzt – laut Fitze jährlich zwischen 100 und 200 Säuglinge erleiden. Weil äußerlich oft kaum Verletzungen zu sehen sind, würden viele Fälle gar nicht erst erkannt. Dies gelte auch für Knochenbrüche: „Wir schätzen, dass bis zu jeder zweite Knochenbruch im ersten Lebensjahr eine Folge von Kindesmisshandlung ist“, so Fitze weiter.

Doch die Diagnose einer Misshandlung sei oft eine schwierig. Wichtig sei deshalb eine intensive Weiterbildung von Pflegekräften und Ärzten, um rechtzeitig Probleme zu erkennen und um Handlungssicherheit zu vermitteln. „Uns Kinderchirurgen kommt hier eine Schlüsselposition zu, da uns die Kinder zur Behandlung vorgestellt werden“, sagt der DGKCH-Experte. Er forderte für jede Klinik, die Kinder behandelt, eine Kinderschutzgruppe.

Auch wenn dies heute schon in vielen Einrichtungen der Fall sei, bestehe weiter dringender Handlungsbedarf: Personal und Mittel fehlten häufig, denn in den Fallpauschalen der Krankenkassen sei die Leistung „Kinderschutz“ nicht hinreichend abgebildet. „Darüber hinaus sollte es in jeder größeren Kommune ein ambulantes Kinderschutzzentrum geben – als Schnittstelle zwischen Gesundheitswesen, Jugendamt und weiteren Hilfsangeboten, um so ein verlässliches Netzwerk zum Schutz der Kleinsten zu schaffen“, mahnte das Vorstandsmitglied.

hil

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