Unfallchirurgen und Psychiater sollen enger zusammenarbeiten
Berlin – Auf die psychischen Folgen von Traumata weisen Orthopäden und Unfallchirurgen hin. „Körperliche und psychische Traumata gehen oft Hand in Hand“, erklärte Anita Ignatius, Direktorin des Instituts für unfallchirurgische Forschung und Biomechanik am Universitätsklinikum Ulm. Trotz hoher Patientenzahlen fehle es in Deutschland bislang an einer ganzheitlichen Traumaversorgung, bei der die körperlichen und die seelischen Verletzungen von Betroffenen behandelt würden.
Ignatius weist darauf hin, dass körperliche Verletzungen ein seelisches Trauma auslösen könnten. Umgekehrt könnten auch psychische Belastungen die Reaktion auf ein körperliches Trauma und den Heilungserfolg beeinflussen.
„Um die Zusammenhänge zwischen körperlichen und seelischen Traumata zu verstehen, bedarf es Forschungsansätzen, die diese Interaktion untersuchen“, forderte die Expertin im Vorfeld des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2016 Ende Oktober in Berlin. Dafür müssten Unfallchirurgen und Psychiater transdisziplinär zusammenarbeiten.
„Beide Fachrichtungen scheinen derzeit weit voneinander entfernt. Es fehlt an einer gemeinsamen Sprache, Forschungsarbeiten und Strukturen“, sagte Jörg Fegert, ärztlicher Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Ulm. Auch weltweit fehle es an spezialisierten Zentren, in denen Betroffene nach der Akutphase physisch und psychisch behandelt werden könnten, so Fegert.
Wie groß der Bedarf bei der Traumaversorgung ist, verdeutlichen laut Ignatius und Fegert die hohen Kosten in diesem Bereich: Mehr als 40 Milliarden Euro kosteten die Behandlung und Rehabilitation körperlicher Verletzungen pro Jahr. Die Therapie seelischer Traumafolgen erreiche eine ähnliche Größenordnung.
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