Ungarn beschleunigt Zulassung der russischen Coronavakzine

Budapest – Ungarns Regierung hat eine Verordnung zur beschleunigten Zulassung von Impfstoffen gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 erlassen, die nicht aus der EU stammen. Nach Worten des ungarischen Außenministers Peter Szijjarto steht das mitteleuropäische EU-Land in fortgeschrittenen Verhandlungen mit Russland, um dessen Coronaimpfstoff Sputnik-V zu erwerben.
Eine erste Probe für Tests könne bereits in anderthalb Wochen in Ungarn eintreffen, sagte der Minister vorgestern Abend im staatlichen ungarischen Fernsehen. Bereits am vergangenen Wochenende hatte Szijjarto angekündigt, dass eine erste kleinere Lieferung der russischen Vakzine im Dezember, eine größere im Januar in Ungarn erwartet werde.
Die neue Zulassungsverordnung erschien in der Nacht zu gestern im Ungarischen Amtsblatt. Die Gesundheitsbehörde kann demnach einen Coronaimpfstoff aus dem Nicht-EU-Raum zulassen, „wenn das Erzeugnis qualitativ entspricht und die durchgeführten Untersuchungen einen vorteilhaften therapeutischen Risiko-Nutzen-Faktor erweisen“, heißt es in dem Dokument. Die Zulassung kann für höchstens sechs Monate erteilt und im begründeten Fall weitere sechs Monate verlängert werden.
Russland hat den weltweit ersten Coronaimpfstoff entwickelt, der dort unter dem Namen Sputnik-V zur breiten Verwendung in der Bevölkerung zugelassen ist – gegen internationale Bedenken. Über eine Zulassung in der EU verfügt das Erzeugnis nicht – das ist aber eine Voraussetzung dafür, dass es im EU-Land Ungarn eingesetzt werden darf.
Der rechtsnationale Ministerpräsident Viktor Orban hat sich in den vergangenen Jahren als scharfer Kritiker der EU-Institutionen profiliert. Die „Brüsseler Bürokraten“, wie er sie nennt, werfen ihm wiederum den Abbau von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in seinem Land vor. Zugleich pflegt Orban ein freundschaftliches Verhältnis zum russischen Präsidenten Wladimir Putin.
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