Hochschulen

Uniklinikum erhält viele Anfragen nach Gebärmutter­transplantation

  • Donnerstag, 12. Januar 2017

Tübingen – Nach der erfolgreichen Transplantation einer Gebärmutter bereitet sich das Universitätsklinikum Tübingen auf neue Operationen vor. Es hätten sich 60 bis 80 ernst­haft Interessierte gemeldet, sagte Sara Brucker vom zuständigen Ärzteteam heute in Tü­bingen. Bei manchen Paaren sei man aber schon in der Vorbereitung der Eizellenent­nah­me. Konkrete Termine für Transplantatio­nen gebe es aber noch nicht. Da müssten ganz viele Kriterien stimmen.

Zum einen müssten die potenziellen Spenderinnen und Empfängerinnen sehr viele me­dizinische Untersuchungen durchlaufen. „Da die Transplantation nur mit Lebendspenden möglich ist, muss alles passen“, sagte Brucker. Zudem hätten viele Interessierte auch noch keine Spenderin.

Die deutschlandweit erste Transplantation einer Gebärmutter war im vergangenen Okto­ber in der Uniklinik durchgeführt worden. Die 23 Jahre alte Patientin kam wegen einer an­geborenen Fehlbildung ohne Scheide und Gebärmutter zur Welt. Eine Scheide war bei ihr bereits 2009 in Tübingen angelegt worden. Die transplantierte Gebärmutter stamm­te von ihrer Mutter, die zeitgleich operiert wurde. Beiden Frauen gehe es gut, sagte Brucker. „Wir sind extrem zufrieden.“

Die 23-Jährige komme regelmäßig zu Nachuntersuchungen und Kontrollen. Dabei seien bislang keine Abstoßungsreaktion festgestellt worden, sagte Brucker. „Auch der Zyklus funktioniert normal – die Gebärmutter ist funktionell in Ordnung.“ Im Herbst oder Winter 2017 soll der Frau eine bereits entnommene, mit Sperma ihres Mannes befruchtete und tiefgefrorene Eizelle eingesetzt werden.

Eine weitere Transplantation war im vergangenen Jahr gescheitert, noch bevor die Ge­bär­mutter in die Empfängerin eingesetzt werden konnte. Der Spenderin gehe es aber ebenfalls gut, sagte Brucker. Die Empfängerin werde weiterhin von der Klinik betreut.

Laut früheren Angaben Bruckers können rund 15.000 Frauen in Deutschland keine Kin­der bekommen, weil sie ihre Gebärmutter entweder früh verloren haben – etwa durch Krebs oder Unfälle – oder gar keine haben. Wegen der angeborenen Fehlbildung na­mens Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom kämen Jahr für Jahr in Deutschland 80 bis 100 Mädchen zwar mit Eierstöcken, aber ohne Scheide und Gebärmutter zur Welt. Diesen Frauen habe sie bisher sagen müssen, dass sie nie ein eigenes Kind zur Welt bringen werden, berichtete Brucker. Da in Deutschland die Leihmutterschaft verboten ist, sei nur die Adoption geblieben.

dpa

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