Ausland

UNO warnt vor neuen synthetischen Drogen – Nitazene gefährlicher als Fentanyl

  • Mittwoch, 26. Juni 2024
/Victor Moussa, stock.adobe.com
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Wien – Die UNO warnt vor einer neuen Gruppe synthetischer Drogen, die noch gefährlicher sind als Fentanyl. Die sogenannten Nitazene, 500 Mal stärker als Morphin, seien zuletzt in mehreren einkommensstarken Län­dern aufgetaucht und hätten dort zu einer Zunahme von Drogentoten geführt, teilte das UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) mit Sitz in Wien heute mit.

Der Rückgang der Opiumproduktion in Afghanistan könne den Konsum synthetischer Drogen verstärken. Die Expertin Angela Me verwies bei einer Pressekonferenz auf eine „Verbreitung dieser sehr starken Opioide“.

Laut dem Weltdrogenbericht 2024 wurden Nitazene, die überwiegend aus China kommen, in Belgien, Estland, Lettland, Slowenien, Großbritannien, den USA und Kanada nachgewiesen. Es handele sich um die „aktuell größ­­te Bedrohung“, sagte Me und verwies auf einen möglichen Zusammenhang mit „der Situation in Afgha­nistan“.

Die dort herrschenden Taliban hatten im April 2022 den Anbau von Schlafmohn, aus dem Opium und Heroin gewonnen werden, verboten. Die Opiumproduktion brach daraufhin im vergangenen Jahr drastisch ein und führte weltweit zu einem Rückgang um 74 Prozent.

„Die Reinheit von Heroin im Drogenhandel wird vermutlich abnehmen“, erklärte das UNODC. Deshalb sei zu befürchten, dass „Heroinkonsumenten auf synthetische Opioide umsteigen“, die „erhebliche Risiken für die Gesundheit bedeuten“ – wie etwa Fentanyl oder Nitazene.

Expertin Me zufolge ist Heroin derzeit noch nicht knapp. Allerdings bestehe bei einigen Drogentoten der Verdacht, dass dem Heroin Nitazene beigemischt worden seien. Im Juni hatte sich bereits die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) in ihrem Jahresbericht besorgt über das Auftau­chen von Nitazenen gezeigt.

Der Kokain-Markt boome weiterhin, sagte die Expertin Me. Das weltweite Kokain-Angebot steige weiter auf einen Rekordumfang von mehr als 2.700 Tonnen im Jahr, 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Neben den traditio­nellen Märkten – USA sowie West- und Mitteleuropa – halte Kokain auch auf dem afrikanischen Kontinent Einzug.

Weltweit konsumierten dem Bericht zufolge fast 292 Millionen Menschen im Jahr 2022 eine Droge – das waren 20 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor – was laut UNODC teilweise mit dem Bevölkerungswachstum zusammenhing.

Die mit Abstand am häufigsten genutzte Droge bleibe Cannabis mit schätzungsweise 228 Millionen Konsu­menten, erklärte das UN-Büro. Dabei verwies es auf mögliche „schädliche“ Folgen der Legalisierung von Cannabis in den USA.

afp

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