Untere Atemwegsinfektion: 11 Gene zeigen Bakterien-Infektion an

Rochester/New York – Bakterien werden vom Immunsystem anders bekämpft als Viren. Ein Bluttest, der die Aktivität von elf Genen im Blut bestimmt, die bei bakteriellen Infektionen vermehrt aktiv sind, hat in Nature Communications (2017; doi: 10.1038/s41598-017-06738-3) vielversprechende Ergebnisse erzielt.
Untere Atemwegsinfektionen sind ein häufiger Anlass für die unnötige Verordnung von Antibiotika, die für die Ausbreitung von Resistenzen verantwortlich gemacht wird. Der Grund ist die schwierige Differenzialdiagnose zwischen viralen und bakteriellen Infektionen. Der genetische Nachweis von Viren, der zunehmend mit der Polymerase-Kettenreaktion möglich ist, kann dieses Problem nicht lösen, da es bei schweren viralen Infektionen häufig zu einer bakteriellen Superinfektion kommt, die Gesundheit und Leben der Patienten gefährdet.
Fieber, eitriges Sputum und Leukozytose sprechen zwar für eine bakterielle Infektion (ebenso wie Veränderungen im Röntgenthorax, der in der ambulanten Medizin selten durchgeführt wird). Viele Ärzte lassen das C-reaktive Protein(CRP) bestimmen und in Kliniken wird das Procalcitonin herangezogen, um eine Sepsis auszuschließen. Es fehlt jedoch ein einfacher Test, der ein möglichst eindeutiges Ergebnis liefert.
Forscher des University of Rochester Medical Center schlagen jetzt einen Bluttest vor, der die Aktivität von elf Genen des Patienten misst, die eine erhöhte Aktivität in drei Stoffwechselwegen (Lymphozyten, Alpha-Linolsäure-Metabolismus, IGF-Regulation) anzeigt.
Die Bestimmung der elf Biomarker erfolgt mit einem Micro-Array. Das Ergebnis lässt sich einfach farblich darstellen. Eine Häufung von roten Werten zeigt eine vermehrte Aktivität der Gene an, die auf bakterielle Infektionen reagieren. Wie das Team um Ann Falsey berichtet, erzielte der Bluttest eine Sensitivität von 79 Prozent und eine Spezifität von 83 Prozent in der Diagnose bakterieller Infektionen. Auch Mischinfektionen, bei denen die Patienten gleichzeitig mit Viren und Bakterien infiziert sind, wurden recht zuverlässig diagnostiziert.
Ob der Test für den klinischen Einsatz geeignet ist, lässt sich aufgrund der kleinen Fallzahl der Studie nicht vorhersagen. Entscheidend ist, ob es Ärzten gelingen würde, mithilfe des Tests den Antibiotikaeinsatz auf Patienten mit bakteriellen Infektionen zu beschränken.
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