Unterhaus-Wahl in Großbritannien bietet Forum für Versorgungsfragen
London – Auf die Bedeutung der kommenden Unterhauswahlen für den „National Health Service“ (NHS) in Großbritannien weisen die Autoren eines Lancet-Editorials hin (http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(15)60467-6). Am 7. Mai 2015 findet in Großbritannien die Parlamentswahl statt.
Das britische Gesundheitssystem ist, anders als in Deutschland, in Form eines verstaatlichten und aus Steuergeldern finanzierten Gesundheitsdienstes organisiert. Seit 2010 befindet sich das System durch Reformen in starkem Wandel. Bürokratieabbau, stärkerer Wettbewerb mit privaten Versorgern und Übertragung größerer Kompetenzen an die Hausärzte sollen das System modernisieren und kostengünstiger machen. Kritiker der Reform befürchten jedoch, dass dieser Wandel das Ende des nationalen Gesundheitsdienstes bedeuten könnte, welcher bisher allen Bürgern eine kostenlose Versorgung bot.
Die Autoren kritisieren die Rolle, welche der NHS im Augenblick gegenüber den Ärzten einnehme. Gegenwärtig trete das System eher als Bestrafer und Einschüchterer auf, wohingegen es an Wertschätzung oft fehle. Versorgungsfragen rückten in den Hintergrund, so die Meinung der Autoren. Neben der nötigen Etablierung von Programmen zur Primär- und Sekundärprävention, gelte es auch die zu große Trennung von psychischen und somatischen Krankheiten aufzulösen, eine bessere Kooperation zwischen hausärztlicher und Notfallbehandlung zu ermöglichen, und die Versorgung besonders alter und junger Patienten zu verbessern.
Die Autoren meinen, für die gegenwärtige Reform des britischen Gesundheitssystems seien Diskussionen zur Versorgung, Forschung und internationalen Gesundheitshilfe wichtiger, als über die reine Erhaltungsfrage des NHS zu debattieren. Die kommenden Wahlen seien für die Ärzte eine Möglichkeit, Versorgungsprobleme zu thematisieren.
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