Unversicherte Patienten – Teil I
Viele Dinge sind mir als Arzt nur bedingt begreiflich; so kann ich nicht verstehen, wie Menschen zwar an jeder Stelle betonen, wie wichtig ihnen ihre Gesundheit ist, nicht aber hiernach leben, sondern Wort und Tat oftmals eklatant auseinanderklaffen. In diese Richtung geht auch, dass viele erwachsene US-Amerikaner unversichert sind. Das verstehe ich einfach nicht: Wieso man den Abschluss einer Krankenversicherung nicht als sehr hohe Priorität ansieht, höher als die eines Mobiltelefon- oder eines Autokaufes beispielsweise.
Mancher Leser mag bei sich denken, dass solch eine Krankenversicherung in den USA sehr teuer ist. Doch das ist eben nicht der Fall. Zunächst muss man wissen, dass viele Arbeitgeber in den USA eine Krankenversicherung anbieten. Ist dies nicht der Fall, kann man eine privat abschlieβen.
Ein kurzer Blick auf die Internetseite http://health.usnews.com/health-insurance zeigt auf, dass ein 25-jähriger Mann schon für knapp $42 monatlich eine Krankenversicherung haben kann. Für $72 monatlich sogar die sehr gute Blue Cross-Blue Shield Krankenversicherung besitzen kann mit nur bedingt hohen Zusatzkosten. Bei Frauen ist die monatliche Gebühr wegen möglicher Schwangerschaft und statistisch leicht erhöhten Krankheitsfällen, aber bei monatlichen Beiträgen zwischen $70 und $90 immer noch erschwinglich. Eine Autoversicherung oder Mobiltelefonvertrag kostet in den USA meistens mehr. Wieso schlieβen viele Menschen solch eine Krankenversicherung also nicht ab?
Es ist ein kurzsichtiges Verhalten: Vordergründig betonen die meisten Menschen zwar die Wichtigkeit ihrer Gesundheit, hintergründig zeigt ihr Verhalten jedoch, dass sie ihren eigenen Konsum oft ihrer Gesundheit vorziehen. Ist es dann nicht unverschämt, wenn sie auf der einen Seite ihren Konsum wie Auto und Mobiltelefon frönen, aber von der Gesellschaft verlangen, dass diese ihnen ihre Krankenversicherung zahlen soll?
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