US-Gesundheitsminister besetzt Impfkommission nach Entlassungen neu

Washington – Nach der Entlassung sämtlicher Mitglieder der Impfkommission in den USA hat der dortige Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. einige Nachfolger berufen. Die Namen von acht neuen Mitgliedern des Advisory Committee on Immunization Practices (ACIP) sind inzwischen bekannt. Mehrere Fachleute reagierten in US-Medien mit Bedenken an deren fachlicher Eignung.
Die neuen Mitglieder sollen Kennedy zufolge am geplanten nächsten Treffen des Gremiums am 25. Juni teilnehmen. Es handele sich um „hochqualifizierte Wissenschaftler, führende Experten für öffentliche Gesundheit und einige der renommiertesten Ärzte Amerikas“, erklärte der Minister auf der Plattform X.
Die Neubesetzung wirft in den USA Fragen rund um den künftigen Umgang mit Impfempfehlungen auf. Diese sind ähnlich wie die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) in Deutschland mit der Kostenübernahme durch Versicherungen verbunden. Es gibt Befürchtungen, dass manche bisherige Impfempfehlungen auf den Prüfstand kommen und die Impfstoffe somit in Zukunft schlechter zugänglich werden.
Unter den neuen Kommissionsmitgliedern ist zum Beispiel der Biochemiker Robert Malone, der mit Forschungen in den 1980er-Jahren zur späteren Entwicklung von mRNA-Impfstoffen beigetragen hatte. Während der Coronapandemie verbreitete er Falschinformationen über Impfungen und wird seitdem oft von Impfgegnern zitiert.
Dem Gremium gehört zudem der Biostatistiker Martin Kulldorff an, einer der Mitverfasser der „Great Barrington Declaration“ aus der Pandemie: Im Oktober 2020 wurde darin für den gezielten Schutz von Risikogruppen plädiert, während allen anderen wieder ein normales Leben ermöglicht werden sollte. Die Erklärung hatte auch hierzulande Debatten ausgelöst.
Ein weiterer Mitautor von damals, der Epidemiologe Jay Bhattacharya, ist seit diesem Frühjahr Direktor der National Institutes of Health (NIH).
Mehrere US-amerikanische Ärzteorganisationen hatten bereits zu Wochenbeginn die Entlassung der 17 bisherigen ACIP-Mitglieder scharf kritisiert und den Vorwurf Kennedys, diese hätten Interessenkonflikte, als unbegründet beschrieben. Ein Teil von ihnen war erst voriges Jahr berufen worden. Das Deutsche Ärzteblatt berichtete.
Nachdem er sich im Wahlkampf bei dem Thema zurückhaltender gezeigt hatte, spricht Kennedy im Zusammenhang mit der Neubesetzung des Gremiums nicht nur über angebliche Korruption, sondern auch über angebliche Wissenslücken rund um Impfungen. In einem TV-Interview sagte er, dass ein möglicher Zusammenhang mit der Häufigkeit chronischer Erkrankungen in den USA untersucht werden müsse.
Die Bekämpfung chronischer Erkrankungen ist eines der Hauptziele, die Kennedys MAHA-Bewegung („Make America Healthy Again“) ausgegeben hat. Auch Faktoren wie ungesunde Ernährung und Umweltgifte beispielsweise stehen hier im Fokus.
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