USA: CDC-Gutachter raten zu neuem Zoster-Impfstoff
Atlanta – In den USA steht eine Änderung in der Empfehlung zur Schutzimpfung gegen Herpes zoster bevor. Externe Berater raten den Centers for Disease Control and Prevention den in der letzten Woche zugelassenen Impfstoff Shingrix des britischen Herstellers GlaxoSmithKline zu bevorzugen. Auch Menschen, die mit der älteren Vakzine Zostavax des US-Herstellers Merck geimpft wurden, sollen wechseln.
Viele Impfstoffexperten hatten sich niemals für Zostavax erwärmen können. Der Grund ist die schwache Schutzwirkung, die im Alter noch abnimmt. Zostavax ist für Menschen ab dem 60. Lebensjahr zugelassen. Die Schutzwirkung wird im Alter von 60 bis 69 Jahren mit 64 Prozent angegeben, sie sinkt in der nächsten Lebensdekade auf 41 Prozent und im Alter über 80 Jahre auf 18 Prozent. Hinzu kommt, dass mit zunehmendem Alter immer mehr Senioren Kontraindikationen gegen Lebendimpfstoffe wie Zostavax haben.
Für den neuen Nicht-Lebendimpfstoff Shingrix gelten die Einschränkungen nicht. Er hat zudem in klinischen Studien sowohl bei Personen über 50 Jahre als auch bei Senioren über 70 Jahre überzeugt. In der Studie ZOE-50 lag die Schutzwirkung bei 97,2 Prozent (NEJM 2015; 372: 2087–96), in der Studie ZOE-70 lag die Schutzwirkung bei 89,8 Prozent und sie ließ auch bei Hochbetagten kaum nach (NEJM 2016; 375: 1019–32).
Die 15 Mitglieder des Advisory Committee on Immunization Practices (ACIP), die die CDC bei Impfungen berät, waren sich deshalb mit 14 zu 1 Stimmen (fast) einig, dass der neue Impfstoff immunkompetenten Menschen über 50 Jahre zur Vorbeugung eines Herpes zoster empfohlen werden kann. Mit 12 zu 3 stimmten sie dafür, dass Menschen, die bereits mit Zostavax geimpft worden waren, auf den neuen Impfstoff wechseln sollten. In der Frage, welches der überlegene Impfstoff ist, zierten sich die Experten jedoch. Die Entscheidung fiel mit 8 gegen 7 Stimmen nur knapp zugunsten von Shingrix aus.
Die Bedenken gegen den neuen Impfstoff betrafen zum einen die frühzeitige Empfehlung nur wenige Tage nach der Zulassung. Langfristige Erfahrungen zur langfristigen Sicherheit liegen deshalb noch nicht vor. Auch das Adjuvans AS01B, das erstmals in einem zugelassenen Impfstoff eingesetzt wird, wird kritisch gesehen. Wie jedes Adjuvans soll AS01B die Impfstoffwirkung verstärken.
An der Injektionsstelle im Muskel kommt es jedoch zu einer lokalen Entzündungsreaktion, die unter Umständen schmerzhaft ist. In der Studie ZOE-50 klagten 84,4 Prozent der Geimpften in den ersten sieben Tagen nach der Impfung über Beschwerden (gegenüber 37,8 Prozent im Placebo-Arm, wo die Injektion keinen Wirkstoff und kein Adjuvans enthielt). Insgesamt 17,0 Prozent der Geimpften meinten, dass sie die Beschwerden in ihrer normalen Alltagsaktivität beeinträchtigt hätten (3,2 Prozent in der Placebo-Gruppe).
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: