USA: Jedes sechste Elternteil verzögert oder überspringt Impfung von Kindern

New York – Jedes sechste Elternteil in den USA hat einige oder alle der üblichen Impfungen für Kinder verzögert oder ausgelassen. Das ergab eine Umfrage der Washington Post und der Nichtregierungsorganisation KFF unter mehr als 2.500 Eltern.
Die meisten gaben als Grund Bedenken wegen möglicher Nebenwirkungen sowie mangelndes Vertrauen in die Bundesgesundheitsbehörden hinsichtlich der Gewährleistung ihrer Sicherheit an. Etwa neun Prozent entschieden sich den Angaben zufolge gegen Impfungen für ihre Kinder gegen Polio sowie Masern, Mumps und Röteln.
Die Menschen, die angaben, Impfungen verzögert oder ausgelassen zu haben, fühlten sich eher den Republikanern zugehörig, gaben religiöse Überzeugungen an oder unterrichteten ihre Kinder zu Hause.
Fachleute warnen vor einer weit verbreiteten Rückkehr potenziell tödlicher Krankheiten, die durch Impfungen im Kindesalter weitgehend ausgerottet worden waren. In diesem Jahr erlebten die USA den schlimmsten Masernausbruch seit mehr als 30 Jahren. Mehr als 1.400 Fälle wurden bestätigt; drei Menschen starben, darunter zwei Kleinkinder.
Der Umfrage zufolge ließen Eltern ihre Kinder noch seltener gegen COVID-19 oder Influenza impfen. Etwa die Hälfte der Eltern ließ ihre Kinder im vergangenen Jahr nicht gegen Grippe impfen. 56 Prozent gaben an, nicht davon überzeugt zu sein, dass COVID-19-Impfstoffe für Kinder sicher seien.
Die große Mehrheit der Eltern in den USA unterstützt jedoch weiterhin Impfungen. 81 Prozent gaben der Umfrage zufolge an, dass öffentliche Schulen weiterhin Impfungen gegen Masern und Polio vorschreiben sollten.
In den USA sind einige Impfungen wie die gegen Masern, Mumps und Röteln für die Einschulung verpflichtend, andere werden dringend empfohlen. In zahlreichen Bundesstaaten können Eltern jedoch Befreiungen etwa aus religiösen Gründen erwirken.
Der Widerstand gegen Impfungen hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Dies geht größtenteils auf widerlegte Behauptungen zurück, die Impfungen mit Autismus in Verbindung brachten.
US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. wiederholte die Falschbehauptungen und säte Zweifel an der Sicherheit von Impfstoffen und der Kompetenz der Gesundheits- und Arzneimittelbehörden. Seit seinem Amtsantritt hat Kennedy unter anderem den Zugang zu Coronaimpfstoffen beschränkt und die Gelder für die Entwicklung neuer Impfstoffe zusammengestrichen.
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