USA: Noch zu viele Ältere nehmen ASS zur kardiovaskulären Primärprävention

Cleveland – Eine Umfrage unter rund 150 Millionen Personen deutet darauf hin, dass ältere Menschen in den USA noch viel zu häufig Acetylsalicylsäure (ASS) zur Primärprävention kardiovaskulärer Erkrankungen einnehmen – obwohl die Fachgesellschaften davon mittlerweile abraten. Das zeigt eine Publikation in Annals of Internal Medicine (2024; DOI: 10.7326/M24-0427).
Über Jahrzehnte wurde ASS zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen empfohlen. Aber in 2018 zeigten Studien, dass der protektive Effekt in der Primärprävention begrenzt ist, wenn gleichzeitig eine zeitgemäße cholesterin- und blutdrucksenkende Therapie erfolgt – speziell bei älteren Menschen.
Deshalb raten das American College of Cardiology (ACC) und die American Heart Association (AHA) seit 2019 davon ab, ASS bei Personen über 70 Jahren zur Primärprävention kardiovaskulärer Erkrankungen einzusetzen.
Auch die Leitlinie der European Society of Cardiology (ESC) von 2021 sieht ASS nur zur Sekundärprävention vor. Personen ohne etablierte kardiovaskuläre Erkrankung sollen nicht routinemäßig mit ASS behandelt werden.
Die Forschenden um Mohak Gupta vom Department of Medicine der Cleveland Clinic analysierten Daten der National Health Interview Survey (NHIS) aus den Jahren 2012-2019 und 2021. Befragt wurden Personen ab 40 Jahren, ob sie ASS einnehmen. Zusätzlich wurde das Alter und das Vorliegen kardiovaskulärer Erkrankungen (Schlaganfall, Herzinfarkt, KHK oder Angina pectoris) abgefragt.
Insgesamt 25,6 Millionen Befragte gaben an, ASS einzunehmen – und 18,5 Millionen von ihnen waren 60 Jahre oder älter. Die Datenanalyse zeigt, dass die ASS-Einnahme von 2018-2019 abnahm, nachdem die Evidenz dazu führte, dass ACC und AHA von einer Primärprävention mit ASS bei älteren Menschen abrieten.
Doch trotz dieses Rückgangs nahmen 2021 noch immer fast ein Drittel der Befragten ab 60 Jahre ohne kardiovaskuläre Vorerkrankung ASS ein. Und fast einer von 20 nahm ASS ohne ärztliche Verordnung. Die Forschenden um Gupta schlussfolgern, dass der Einsatz von ASS zur Primärprävention kardiovaskulärer Erkrankungen bei älteren Menschen dringend weiter reduziert werden müsse.
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