USA: Öffentliche Krebsforschung hat mehr als 3 Millionen Lebensjahre gerettet

Seattle – Investitionen in die Krebsforschung sind in hohem Maße kosteneffektiv. Die klinischen Studien, die die SWOG, eines von fünf derzeit vom US-National Cancer Institute unterstützten Netzwerken, in den letzten 60 Jahren durchgeführt hat, haben nach Berechnungen im US-Amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2017; doi: 10.1001/jamaoncol.2017.0762) in den letzten 60 Jahren zu 3,34 Millionen zusätzlichen Lebensjahren geführt.
Die SWOG wurde 1956 als „Southwest Oncology Group“ gegründet. Heute führt die Gruppe in allen Teilen des Landes klinische Studien durch, die vom National Cancer Institute mit etwa 418 Millionen US-Dollar gefördert wurden, wie Joseph Unger vom Fred Hutchinson Cancer Research Center in Seattle und Mitarbeiter recherchiert haben.
Die meisten Projekte haben die Prognose von Krebspatienten nicht verbessern können. Gerade einmal in 23 von 193 randomisierten Phase-3-Studien wurde mit einer neuen Therapie eine Verlängerung der Lebensphase der Krebspatienten erreicht. Unger rechnet die Erfolge auf die Gesamtzahl der Krebskranken in den USA hoch. Dies sind die genannten 3,34 Millionen zusätzlichen Lebensjahre.
Bezogen auf die 418 Millionen US-Dollar Forschungsgelder ergibt dies Kosten von 125 US-Dollar pro gewonnenem Lebensjahr. Im Vergleich zu den Kosten, die in Kosten-Nutzen-Analysen im Allgemeinen als vertretbar angesehen werden, ist dies sehr wenig. Für das britische National Institute for Health and Care Excellence (NICE) liegt die Grenze derzeit bei 20.000 bis 30.000 Pfund pro gewonnenem Lebensjahr in guter Gesundheit. Zusätzliche Kosten von 125 US-Dollar dürften hier kaum ins Gewicht fallen.
Natürlich gibt es bei solchen Berechnungen immer Unwägbarkeiten. Eine Annahme von Unger war, dass die Fortschritte sofort in die klinische Praxis übernommen werden, was erfahrungsgemäß selten der Fall ist. Selbst wenn im Mittel drei Jahre bis zur Umsetzung vergingen, hätten die Studien der SWOG noch 2,9 Millionen Lebensjahre gerettet, schreibt Unger, der seine Annahme im übrigen für relativ zurückhaltend hält.
Falls die Berechnungen von Unger die Wirklichkeit korrekt wiedergeben, dann könnten die von der SWOG etablierten Behandlungen die Gesamtzahl aller seit 1969 durch Krebserkrankungen in den USA verloren gegangenen Lebensjahre – Unger gibt sie mit 360 Millionen an – um fast 1 Prozent gesenkt haben. Hinzu kommt, dass die SWOG nur eines von derzeit fünf landesweiten Forschungsnetzwerken ist, die das National Cancer Institute fördert. Der Etat des Instituts betrug 2016 insgesamt 5,3 Milliarden US-Dollar, von denen 151 Millionen in die Forschungsnetzwerke flossen.
Die SWOG hat in den letzten 60 Jahren klinische Studien mit mehr als 200.000 Patienten durchgeführt. Die Ergebnisse haben der Organisation zufolge zur Zulassung von 14 neuen Krebsmedikamenten geführt und mehr als hundert Veränderungen in den Behandlungsleitlinien veranlasst.
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