Medizin

USA: Zunehmend C. difficile-Infek­tionen bei Kindern

  • Dienstag, 4. Januar 2011

Bethesda – Infektionen mit Clostridium difficile gefährden nicht allein ältere Patienten. In den USA steigt seit einigen Jahren die Zahl der Kinder mit schweren C. difficile-Infektionen kontinuierlich an, wie eine Untersuchung in den Archives of Pediatrics & Adolescent Medicine (2010; doi: 10.1001/archpediatrics.2010.282) zeigt.

C. difficile hat sich in den letzten Jahren von einem harmlosen Darmbakterium zu einem Krankheitskeim entwickelt, der eine schwere C. difficile-Infektion (CDI) auslösen kann. Vor allem wenn eine vorherige Antibiotikatherapie die Darmflora geschädigt hat, kann eine CDI zum Ausgangspunkt einer schweren Diarrhö, einem Ileus, einer pseudomembranösen Colitis, einem toxischen Megakolon mit Darmperforation oder einer Sepsis werden.

Mikrobiologen führen dies auf eine zunehmende Resistenz von C. difficile auf Fluorochinolone, und Cephalosporine der dritten Generation zurück sowie auf neue Stämme, die vermehrt die Toxine A und B und neuerdings auch ein binäres Toxin bilden.
 

Ob dies allein für den Anstieg der Erkrankungen verantwortlich ist, erscheint Cade Nylund von der Uniformed Services University of the Health Sciences in Bethesda/Maryland nicht ganz sicher. Die vermehrte Aufmerksamkeit, die der Erreger in der Öffentlichkeit erfahre, könne durchaus bewirken, dass er häufiger nachgewiesen werde, meint der pädiatrische Gastroenterologe.

Seine Auswertung einer Datenbank mit 10,5 Millionen Patienten, zeigt aber, dass der Trend auch in der Kinderheilkunde kontinuierlich ansteigt. Seit 1997 hat sich die Zahl der mit CDI hospitalisierten Kinder verdoppelt. Jedes Jahr, so hat Nylund ausgerechnet, steigt die Zahl um etwa 15 Prozent.

Auch wenn die absolute Häufigkeit mit 0,2 Prozent aller Entlassungsdiagnosen noch gering ist, sind die klinischen Folgen erheblich: Eine CDI verlängert nicht nur den Klinikaufenthalt der Kinder und führt zu entsprechenden Mehrkosten. Sie geht auch mit einer erhöhten Rate von Kolektomie einher und das Sterberisiko ist erhöht.

Interessant ist, dass eine CDI nicht, wie sonst bei Infektionen, die Erkrankung von sozial ausgegrenzten Bevölkerungsschichten ist. Sie tritt im Gegenteil eher in der weißen Bevölkerungsschicht mit Privatversicherung und einem Wohnort in den Großstädten des Nordostens oder Westen des Landes auf. Dies hängt möglicherweise damit zusammen, dass diese Bevölkerungsgruppen ihre Kinder häufiger aus geringem Anlass heraus antibiotisch behandeln lässt, was im Fall einer CDI bitter bestraft wird.

rme

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