Politik

Verband warnt vor Kollaps des Pflegesystems in Bayern

  • Montag, 7. Mai 2018
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München/Nürnberg – Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) hat vor einem Zusammenbruch des Pflegesystems in Bayern gewarnt. Der Arbeitsmarkt biete schon jetzt keine Reserven an Pflegekräften mehr, sagte die Geschäftsführerin des DBfK Südost, Marliese Biederbeck, heute vor einem Kongress des Verbandes in Nürnberg.

In der Altenpflege gebe es nach Recherchen des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung in den Kreisen und kreisfreien Städten nahezu keine arbeitslos gemeldete Fachkraft. Ausnahmen seien Nürnberg und München. Fast 30 Prozent der ambulanten Dienste müssten Anfragen aufgrund von Personalmangel ablehnen.

Während die Zahl der Pflegebedürftigen im Freistaat in den vergangenen 15 Jahren um knapp 20 Prozent auf knapp 350.000 gestiegen sei, sei die Zahl der Auszubildenden nahezu stabil geblieben. Die „von der Politik angestrengten Maßnahmen und Kampag­nen zur Fachkräftesicherung blieben leider wirkungslos“, sagte Biederbeck. Auch das Landespflegegeld sieht der Verband als reines Wahlgeschenk. Den Pflege­mangel in den Kliniken könne es nicht lösen.

Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) widersprach dem heute. Mit dem Landespflegegeld solle die Selbstbestimmung Pflegebedürftiger gestärkt werden. „Sie können selbst entscheiden, ob sie mit dem Geld zum Beispiel Angehörigen oder anderen Menschen, die sie unterstützen, eine materielle Anerkennung zukommen lassen – oder sich damit selbst etwas Gutes tun.“ Außerdem sei es nur ein Teil eines umfangreichen Pflegepakets der Staatsregierung, zu dem unter anderem 500 neue Plätze für die Kurzzeitpflege gehörten.

Biederbeck sagte, es seien mehr Menschen nötig, die sich für den Pflegeberuf begeistern. Langjährige Pflegekräfte müssten „gehegt und gepflegt“ werden. „Das kann nur mit mehr Geld, mehr Einfluss, mehr Anerkennung und wirklich guten Arbeitsbe­dingungen (...) gelingen.“ Zeit sei der Garant für gute Pflege. „Nur so werden einzelne von Teilzeit wieder in Vollzeit wechseln, länger im Beruf bleiben oder auch nach einer längeren Pause in den Beruf wieder zurückkehren.“

Huml betonte, eine Kampagne für den Altenpflegeberuf zeige bereits Erfolge. „Die Schülerzahlen konnten wir in den letzten Jahren um bis zu 34 Prozent steigern“, sagte sie. Die Arbeitsbedingungen in der Pflege müssten so attraktiv sein, dass noch mehr Menschen diese Berufe ergreifen. Dazu trügen auch Programme bei, die die Bundesregierung vereinbart habe. Daneben sollten die Bezahlung nach Tarif in der Altenpflege gestärkt und der Dokumentationsaufwand gesenkt werden.

dpa

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