Verdacht gegen mehr als 600 Frauenärzte
München/Köln – Wegen des Verdachts des Handels mit einem in Deutschland nicht zugelassenen Verhütungsmittel ermitteln derzeit Staatsanwaltschaft und Zollkriminalamt (ZKA) gegen mehr als 600 Frauenärzte in ganz Deutschland. ZKA-Sprecher Wolfgang Schmitz sagte am Samstag in Köln, der Verdacht richte sich gegen insgesamt 611 Gynäkologen. Den Medizinern würden Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz und der illegale Großhandel mit rezeptpflichtigen Medikamenten vorgeworfen, die nur Apotheken absetzen dürften. Der Sprecher bestätigte damit einen Bericht des Nachrichtenmagazins Focus.
Die beschuldigten Frauenärzte sollen Patientinnen Verhütungsspritzen mit dem nicht zugelassenen Mittel Depocon verkauft haben. Abgerechnet wurde offenbar nicht über die Krankenkassen. „Mit der Masche haben die Ärzte mindestens sechs Millionen Euro umgesetzt”, sagte ZKA-Sprecher Schmitz dem Magazin. Das Arzneimittel stammt nach seinen Angaben aus einer Firma im "EU-Ausland" – nähere Details nannte er nicht.
Nach Angaben der Ermittler orderten die Ärzte die preiswerten Arzneimittel im Internet bei der Firma. Die Spritzen zur Schwangerschaftsverhütung wurden dann per Paketboten geliefert. Von Gesundheitsschäden bei Frauen, die das Mittel gespritzt haben, ist nach Angaben des ZKA-Sprechers nichts bekannt. Auch ist unklar, wie viele Frauen das Mittel nutzten.
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