Medizin

Verlust der Mikrostruktur der weißen Substanz mit kognitiven Symptomen bei Depression assoziiert

  • Donnerstag, 28. November 2024
/Nomad_Soul, stock.adobe.com
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Berlin – Bei Patienten mit Depressionen sind kognitive Symptome signifikant mit dem Verlust der Mikrostruktur der weißen Substanz assoziiert. Sie könnte ein Target für neue Therapien sein, die sich speziell gegen die kognitiven Defizite richten, schlugen Forschende heute beim Jahreskongress der Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) vor.

Kognitive Symptome sind eine wesentliche Ursache für Beeinträchtigungen bei Depressionen und verschlimmern sich mit dem Fortschreiten der Erkrankung. Susanne Meinert vom Institut für Translationale Psychiatrie des Universitätsklinikums Münster berichtete, dass die Behandlung dieser Symptome unter anderem dadurch erschwert werde, dass die den kognitiven Defiziten zugrunde liegenden Mechanismen bislang unzureichend verstanden seien.

Aber „Querschnittsstudien deuten darauf hin, dass Veränderungen in der Mikrostruktur der weißen Substanz zu den kognitiven Symptomen beitragen können“, ergänzte sie. Beim DGPPN-Kongress stellte die Wissenschaftlerin aus Münster den ihren Angaben zufolge bisher umfangreichsten Längsschnittdatensatz zur komplexen Beziehung zwischen weißer Substanz, kognitiven Symptomen und Krankheitsverlauf bei Depressionen vor.

Analyse von Daten aus Marburg und Münster

Die Forschungsgruppe um Meinert analysierte Daten aus der Marburg-Münster Affective Disorder Cohort Studie (MACS). Für 881 Personen, 418 mit Depression und 463 gesunde Kontrollen, lagen Aufnahmen aus einer diffusionsgewichteten Magnetresonanztomographie (MRT), eine neuropsychologische Testbatterie und detaillierte klinische Daten mit 2-Jahres Verlaufsmessung vor.

Beim Vergleich der kognitiven Symptome zwischen den Teilnehmenden mit und ohne Depression stellten sie fest, dass die Patienten mit Depression unabhängig vom Zeitpunkt mehr kognitive Defizite aufwiesen als die gesunden Kontrollpersonen (p<0,001; sr²=0,032). Die diffusionsgewichteten MRT-Aufnahmen zeigten bei den Patienten mit Depression zudem eine stärkere Abnahme der Mikrostruktur der weißen Substanz über die Zeit als bei den Kontrollen (ptfce-FWE=0,026; sr²=0,002).

In beiden Gruppen war eine Zunahme der kognitiven Symptome signifikant mit dem Verlust der Mikrostruktur der weißen Substanz über die Zeit assoziiert (ptfce-FWE <0,001; sr²=0.003). Veränderungen der Mikrostruktur der weißen Substanz und ein ungünstiger depressiver Krankheitsverlauf sagten unabhängig voneinander mehr kognitive Defizite bei der Nachuntersuchung der MACS-Studie voraus.

„Unsere Ergebnisse unterstreichen die entscheidende Rolle der Mikrostruktur der weißen Substanz und des Krankheitsverlaufs bei depressionsbedingten kognitiven Symptomen und machen beide zu prioritären Zielen für die zukünftige Entwicklung von Therapien“, schlussfolgerte Meinert.

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