Medizin

Vermeidbare Risikofaktoren erklären jeden zweiten Todesfall

  • Freitag, 11. September 2015
Uploaded: 11.09.2015 17:41:17 by mis
Der Alkoholkonsum gehört bei den Männern zu den „Top 10“ der Risikofaktorent, bei Frauen jedoch nicht.dpa

Seattle – Ungesunde Ernährung, zu hoher Blutdruck, Rauchen und eine Reihe weiterer vermeidbarer Risikofaktoren waren im Jahr 2013 weltweit für 57 Prozent aller vorzei­tigen Todesfälle und 41 Prozent der durch Krankheit und Behinderungen verlorenen Lebensjahre (DALY) verantwortlich. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Auswertung der Global Burden of Disease Study im Lancet (2015; doi: 10.1016/S0140-6736(15)00128-2).

Vor drei Jahren hatte das Team um Christopher Murray schon einmal in einer Analyse der Global Burden of Disease Study den Einfluss von 67 Risikofaktoren auf die Gesund­heit untersucht. Endpunkt war damals wie heute der Verlust von behinderungs­bereinigten Lebensjahren (disease-adjusted life years, DALY). Dieses Mal wurde die Analyse auf 79 Risikofaktoren ausgedehnt und es konnten 188 Länder einbezogen werden.

Die Ergebnisse sind im Wesentlichen die selben wie 2012: Die systolische Hypertonie ist der häufigste individuelle Risikofaktor für einen vorzeitigen Tod. Laut Murray war er 2013 für 10,4 Millionen Todesfälle und 208,1 Millionen DALY verantwortlich. Tabak­rauchen führte zu 6,1 Millionen vorzeitigen Todesfällen und 143,5 Millionen DALYs, ein hoher Body-Mass-Index (BMI) zu 4,4 Millionen Todesfällen und 134,0 Millionen DALY. Noch stärker war der Einfluss der Ernährung. Ungesunde Kost verursachte laut Murray 2013 11,3 Millionen Todesfälle und 241,4 Millionen DALY. Auf die Luftverschmutzung waren 5,5 Millionen Todesfälle und 141,5 Millionen DALY zurückzuführen. Kinder- und Mütterernährung waren für 1,7 Millionen Todesfälle und 176,9 Millionen DALY verantwortlich.

Murray sieht die Politik vor allem beim Rauchen, der Ernährung und der Luftver­schmutzung gefordert. Hier könnte durch gesetzliche Regelungen eine Verbesserung erreicht werden. Hypertonie und Adipositas sind eher individuelle Probleme, die die Patienten selbst oder durch Einnahme von Medikamenten lösen können.

Der „Mix“ der Risikofaktoren hat sich seit 1990 verändert. Damals hatte die Weltgesund­heitsorganisation eine ähnliche Untersuchung in Auftrag gegeben. Die Unterernährung von Kindern und unsichere Wasserquellen waren damals die häufigsten Risikofaktoren. Sie wurden inzwischen durch hohe Cholesterinspiegel und übermäßigen Alkoholkonsum ersetzt. Es gibt natürlich große Unterschiede. So sind die Fehlernährung von Müttern und Kindern, unsichere Wasserquellen, unsichere Sexualkontakte, der Mangel an sanitären Anlagen und fehlende Handhygiene im Afrika südlich der Sahara die führenden Risikofaktoren. In Europa und Nordamerika spielen diese Risikofaktoren dagegen eine untergeordnete Rolle.

Unterschiede bestehen auch zwischen den Geschlechtern. Rauchen ist für Männer ein größeres Problem als für Frauen mit 4,4 Millionen gegenüber 1,4 Millionen vorzeitigen Todesfällen. Ähnlich ist dies beim Alkoholkonsum, der bei Männern zu den „Top 10“ der Risikofaktoren gehört, bei Frauen jedoch nicht.

Kinder haben mit anderen Problemen zu kämpfen als Erwachsene. Im Alter unter 5 Jahren war Unterernährung auch 2013 weit verbreitet. Nach den Berechnungen von Murray war sie für 1,3 Millionen Todesfälle verantwortlich. Das sind mehr als ein Fünftel aller Todesfälle in dieser Altersgruppe. Am meisten verbreitet ist Hunger unter Kindern derzeit im Tschad, in Süd-Sudan, in der Demokratischen Republik Kongo, in Somalia und Niger.

rme

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