Versorgungs- und Zukunftsforschung sollen resilientes Gesundheitssystem fördern

Hamburg – Die Zukunfts- und Versorgungsforschung sollten künftig noch mehr zusammenarbeiten und effektiver eingebunden werden, um die gesundheitliche Versorgung in Deutschland zu verbessern. Dafür plädierten Fachleute im Vorfeld der Eröffnung des Deutschen Kongresses für Versorgungsforschung in Hamburg.
„Unser Gesundheitssystem wird durch langfristige Entwicklungen und aktuelle Krisen herausgefordert“, sagte Horst Christian Vollmar, Vorstandsmitglied des Deutschen Netzwerks Versorgungsforschung (DNVF) und Leiter der Abteilung für Allgemeinmedizin an der Ruhr-Universität Bochum.
„Zukunftskompetenz im Sinne einer strategischen Weitsicht, gepaart mit einer gesunden Portion Optimismus, soll zu konkreten Handlungen führen, um die Zukunft zielgerichtet und aktiv zu gestalten“, so Vollmar.
Die Versorgungsforschung könne dabei helfen, komplexe Strukturen transparent und Ziele messbar zu machen, Erfolge von Interventionen nachzuweisen und Fehlentwicklungen frühzeitig entgegenzuwirken, betonte Wolfgang Hoffmann, geschäftsführender Direktor des Instituts für Community Medicine der Universitätsmedizin Greifswald.
„Doch wir müssen gehört werden und Ergebnisse so darstellen und übersetzen, dass sie auch eine Praxisrelevanz entfalten“, sagte Hoffmann.
Zukunftsforschung und Technikfolgenabschätzungen könnten unter anderem dabei helfen, Risiken in Bezug auf Cyberkriminalität oder Versorgungsengpässe früh zu erkennen, ergänzte Michaela Evers-Wölk, Projekt- und Forschungsleiterin am Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) Berlin.
„Entscheidend ist, dieses Wissen in Handeln zu überführen, um die Grundlage für eine resiliente Versorgung zu schaffen“, unterstrich sie.
Wie wichtig es ist, Forschungsprojekte in der Versorgung erfolgreich unterzubringen, darauf machte Martin Härter, Direktor des Instituts und der Poliklinik für Medizinische Psychologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und Hauptgeschäftsführer des DNVF, aufmerksam.
„In den letzten Jahren wurden zahlreiche Modellprojekte und innovative Versorgungsformen für Menschen mit psychischen Erkrankungen erprobt und wissenschaftlich hochwertig evaluiert“, sagte er. „Dennoch ist es bisher nicht gut gelungen, solche innovativen Modelle in die Regelversorgung zu überführen“. Es sei daher wichtig zu diskutieren, wie eine Translation erfolgreicher Modelle in der Versorgung besser gelingen kann, so Härter.
Anna Levke Brütt, Forschungsgruppenleiterin am Zentrum für Psychosoziale Medizin des UKE in Hamburg, hob die Bedeutung der Beteiligung von Patientinnen und Patienten an Forschungsprojekten hervor.
„Partizipation lenkt den wissenschaftlichen Blick der Versorgungsforscherinnen und -forscher auf das, was für Patientinnen und Patienten wirklich wichtig ist“, sagte sie. Jeder habe einen eigenen Blick auf die Versorgung und Wissenschaftler könnten von anderen Perspektiven profitieren. „Eine patientenorientierte Versorgungsgestaltung kann die Gesundheit und Lebensqualität der Patientinnen und Patienten nachhaltig verbessern“, so Brütt.
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