Ausland

Verwirrung um große Menge Astraze­neca-Impfstoff in Werk bei Rom

  • Donnerstag, 25. März 2021
/picture alliance, Burak Akbulut
/picture alliance, Burak Akbulut

Brüssel – Vor dem Hintergrund des Streits der Europäischen Union (EU) mit Astrazeneca hat der Fund von 29 Millionen Dosen Coronaimpfstoff in einer Abfüllstätte in Italien für Verwirrung gesorgt. Das bri­tisch-schwedische Pharma-Unternehmen wies gestern Medienberichte zurück, wonach der gefundene Impfstoff nach Großbritannien exportiert werden sollte. 13 Millionen Dosen sind demnach für die in­ter­nationale Impfinitiative Covax bestimmt, die restlichen 16 Millionen für die EU.

„Wir hatten den Verdacht, dass Astrazeneca über mehr Produktionskapazität in Europa verfügte, als sie angegeben hatten“, sagte ein EU-Vertreter in Brüssel. EU-Industrie­kommissar Thierry Breton habe des­halb die italienischen Behörden gebeten, das Werk in Anagni bei Rom zu inspizieren. Zum Bestimmungs­ort der dort gefundenen Impfstoffdosen machte er keine Angaben.

Unklarheit bestand außerdem über die Herkunft des in Italien abgefüllten Impfstoffs. „Wir müssen jetzt überprüfen, ob der Wirkstoff in diesen Impfstoffen in der EU in von der EMA zugelassenen Anlagen her­gestellt wurde“, sagte der EU-Vertreter. Astrazenca erklärte später, dass zumindest der Impfstoff für die 13 Millionen Covax-Dosen nicht in der EU produziert worden sei.

Astrazeneca produziert auch in Werken in Asien, die bislang nicht für die EU-Produktion zugelassen sind. Im Streit um die Lieferverzögerungen war zuletzt auch eine Produktionsstätte des Unternehmens im nie­derländischen Leiden in den Fokus geraten. Dort darf bislang nicht für die EU produziert werden, weil eine entsprechende Genehmigung noch nicht beantragt wurde.

Die EU streitet seit Monaten mit Astrazeneca, weil das Unternehmen bislang deutlich weniger Corona­impfstoff als ausgemacht an die EU-Staaten liefert.

Die Kommission weitete deshalb gestern die Möglichkeiten für Exportstopps deutlich aus. Brüssel wirft Astrazeneca vor, andere Länder und insbesondere Großbritannien zulasten der EU zu bevorzugen. Kom­missionsvize Valdis Dombrovskis hob gestern erneut die Versäumnisse Astrazenecas hervor.

Anfänglich habe das Unternehmen 120 Millionen Dosen im ersten Quartal 2021 in Aussicht gestellt. „Jetzt versprechen sie, 30 Millionen Dosen liefern zu können, aber sie sind nicht einmal nahe an dieser Zahl, Stand heute.“ Nach EU-Angaben hat das Unternehmen bislang 19 Millionen Dosen geliefert.

afp

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