Viel Chemie im Blut von Schwangeren

San Francisco – Der Mensch wird bereits vor der Geburt mit einer Vielzahl von Umweltschadstoffen exponiert. Dies belegt eine Studie an 268 Schwangeren in Environmental Health Perspectives (2011; doi: 10.1289/ehp.1002727). Bei den meisten Schwangeren wiesen die Forscher gleich mehrere Schadstoffe nach, die mit Gesundheitsstörungen in Verbindung gebracht werden.
Unter den Chemikalien, nach denen Tracey Woodruff von der Universität San Francisco suchen ließ, war alles, was Rang und Namen hat in der Umweltmedizin hat: Polychlorierte Biphenyle (PCB), Pestizide, Fluor-Kohlenstoffverbindung (PFC), Phenole, Polybromierte Diphenylether, (PBDE), Phthalate, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, (PAH) und Perchlorate.
Einer dieser Stoffe wurde bei 99 bis 100 Prozent der Schwangeren nachgewiesen, darunter auch einige PBDE, die als Flammenschutzmittel in Kalifornien verboten sind. Selbst DDT, das seit 1972 gebannt ist, wurde nachgewiesen. Andere Chemikalien befinden sich in Haushaltsprodukten wie beschichteten Kochgeschirr, Plastikwaren oder Körperpflegemitteln.
Als Beispiel hebt Woodruff Bisphenol A (BPA) hervor, das im Plastik und Epoxydharzen enthalten ist, was in einigen Ländern wie Kanada zum Verbot von Babyflaschen geführt hat. Doch nach den Ergebnissen der Untersuchung sind 96 Prozent der Kinder bereits pränatal mit BPA exponiert. BPA zählt zu den endokrinen Disruptoren, die mit Störungen der Fertilität und der Anfälligkeit für eine Reihe von chronischen Erkrankungen in Verbindung gebracht werden.
Die Studie wies lediglich die Chemikalien im Blut nach, über die Auswirkungen kann sie keine Auswirkungen machen. Die gemessenen Konzentrationen liegen nach Auskunft der Forscherin aber durchaus in Bereichen, die in anderen Studien mit Schädigungen in Verbindung gebracht wurden.
Dies gelte für Phthalate (Störungen der männlichen Fortpflanzungsorgane), Quecksilber (neurologische Störungen), PBDE (Entwicklungsstörungen des Nervensystems) und PCB (Störungen der mütterlichen Schilddrüsenhormonproduktion).
Bedenklich erscheint der Forscherin, dass viele Schwangere gleich mit mehreren Chemikalien exponiert waren, die im Körper des Feten die gleiche Schädigung bewirken können. Zu negativen Auswirkungen auf die Hirnentwicklung kann es beispielsweise durch Quecksilber, Blei und PCB kommen. Dies müsse in den Untersuchungen stärker als bisher berücksichtigt werden, fordert die Forscherin.
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