Viele Facharztstellen in Gesundheitsämtern bleiben unbesetzt

Berlin – Vor dem Ärztemangel im öffentlichen Gesundheitswesen und der daraus resultierenden Gefahr zum Beispiel bei der Infektionsabwehr haben der Marburger Bund (MB) und der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD) gewarnt. Laut einer Umfrage der beiden Verbände sind im Augenblick in den rund 400 Gesundheitsämtern mehr als 200 Facharztstellen länger als sechs Monate unbesetzt.
„Diese Situation bereitet uns große Sorgen. Um zukünftige Grippewellen oder Infektionsausbrüche in Krankenhäusern und Gemeinschaftseinrichtungen sowie andere Gesundheitskrisen wirksam zu bekämpfen, brauchen wir einen funktionsfähigen Öffentlichen Gesundheitsdienst“, sagte die Vorsitzende des BVÖGD, Ute Teichert-Barthel.
Die Hauptursache für den Ärztemangel in den Gesundheitsämtern sei die deutlich niedrigere Bezahlung der Ärzte gegenüber ihren Kollegen in den Krankenhäusern. Die Gehälter der Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst lägen bis zu 20 Prozent unter dem tarifüblichen Niveau angestellter Ärzte in kommunalen Krankenhäusern. Ein Facharzt im ersten Jahr verdient im Öffentlichen Gesundheitsdienst rund 900 Euro pro Monat weniger als sein Kollege in einem kommunalen Krankenhaus.
„Die Tätigkeit von Ärzten im Öffentlichen Gesundheitsdienst ist ebenso wie die anderer Ärzte von hoher Verantwortung geprägt“, sagte der Vorsitzende des MB, Rudolf Henke. Er warnte, häufig werde vergessen, dass ohne den Öffentlichen Gesundheitsdienst die medizinische Betreuung sozial benachteiligter, psychisch kranker und wohnungsloser Menschen ins Schleudern gerate.
„Die Wertschätzung für diese gesellschaftlich so bedeutsame Aufgabe muss sich endlich auch materiell in angemessenen Tarifen für die Ärzte niederschlagen“, forderte er.
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