Medizin

Vitamin D-Supplemente: Meta-Analyse sieht keinen Zusatznutzen

  • Freitag, 24. Januar 2014
Uploaded: 24.01.2014 12:57:53 by mis
dpa

Auckland – Die Popularität von Vitamin D-Supplementen bei gesunden Menschen wird nicht durch die Ergebnisse randomisierter klinischer Studien gestützt, berichten Meta-Analytiker in Lancet Diabetes & Endocrinology (2014; doi: 10.1016/S2213-8587(13)70212-2). Sie sagen in einer „sequenziellen Meta-Analyse“ vorher, dass sich dies auch in Zukunft nicht ändern wird.

Viele Menschen in den Industrieländern haben einen Vitamin D-Mangel, der in Beobach­tungsstudien nicht nur mit Störungen des Knochenstoffwechsels verbunden war. Es gibt auch Hinweise, dass ein Mangel mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs assoziiert ist. Medizinberichte über diese Studien haben die Nachfrage nach Vitamin D erhöht.

In den USA hat sich der Umsatz mit Vitamin D-Supplementen mehr als verzehnfacht von 42 Millionen US-Dollar in 2002 auf 605 Millionen US-Dollar in 2011. Immer mehr gesunde Menschen nehmen das „Sonnenhormon“ ein. Eine Assoziation in einer Beobachtungs­studie kann jedoch nicht mit einer Kausalität gleichgesetzt werden. Es ist durchaus möglich, dass ein niedriger Vitamin D-Spiegel nur ein Indikator für einen schlechten Gesundheitszustand ist, der aber andere Ursachen hat.

Eine Beweisführung ist nur durch randomisierte klinische Studien möglich. In den letzten Jahrzehnten sind zahlreiche Studien dieser Art durchgeführt worden. In praktisch allen wurde der Einfluss von Vitamin D auf den Knochenstoffwechsel oder Frakturen und ihre Folgen untersucht. Als sekundäre Endpunkte wurden jedoch auch die Auswirkungen auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs untersucht.

Mark Bolland von der Universität in Auckland und Mitarbeiter haben diese „Neben­ergebnisse“ der Studien jetzt in einer Meta-Analyse zusammengefasst. Die Evidenz gründet sich auf neun Studien mit 48.647 Teilnehmern zum Einfluss auf Herzinfarkt und ischämische Herzkrankheiten, auf acht Studien mit 46.431 Patienten zu Schlaganfall und zerebrovaskuläre Erkrankungen sowie auf sieben Studien mit 48.167 Teilnehmern zu Krebserkrankungen.

Außerdem haben die Meta-Analytiker die Daten aus 22 Studien mit 76.497 Teilnehmern zum Endpunkt Frakturen zusammengefasst. Selbst in diesem letzten Endpunkt war nur in zwei Studien (bei Heimbewohnern) eine günstige Wirkung nachweisbar und dies auch nur, wenn Vitamin D mit Kalzium kombiniert wird (wie dies die Leitlinien empfehlen). Auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs hatte die Vitamin D-Substitution keinen Einfluss.

Bolland vertritt in der Publikation die Ansicht, dass künftige Studien daran nichts ändern werden. Er stützt sich dabei auf eine neue Form der Datenanalyse: Die „sequenzielle“ Meta-Analyse trägt die Ergebnisse der Studien auf einer Zeitleiste auf, wobei jede neue Publikation zur bisherigen Evidenz hinzugefügt wird. Wenn die Ergebnisse auf der Zeitleiste konstant bleiben (oder in einer sich mit der Zeit verjüngenden Bandbreite), dann ist durch zukünftige Studien keine Änderung zu erwarten, lautet die Prämisse der sequenziellen Meta-Analyse. Genau dies kann Bolland nachweisen.

Auch das Argument, dass Vitamin D, wenn es denn nicht nutzen sollte, doch wenigstens nicht schaden kann, ist nicht richtig, warnt der Editorialist Karl Michaëlsson von der Universität Uppsala. Der Forscher hat kürzlich in einer Auswertung der „Uppsala Longitudinal Study of Adult Men“ herausgefunden, dass die Sterblichkeit nicht nur bei einem Mangel an Vitamin D steigt, sondern auch bei zu hohen Vitamin D-Spiegeln (American Journal of Clinical Nutrition 2010; 92: 841-8). Es gebe deshalb die berechtigte Sorge, dass Vitamin D-Supplemente durchaus Schaden anrichten können, schreibt Michaëlsson jetzt.

rme

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