Vorwürfe der Vetternwirtschaft gegen britischen Gesundheitsminister

London – Gegen den britischen Gesundheitsminister Matt Hancock sind erneut Vorwürfe der Vetternwirtschaft laut geworden. Hancock hatte im März mitgeteilt, dass er 15 Prozent Anteile an Topwood hält, einem Unternehmen, das seiner Schwester gehört und auf die sichere Speicherung und Vernichtung von Dokumenten spezialisiert ist.
Topwood hat in diesem Jahr einen Auftrag über 300.000 Pfund des Nationalen Gesundheitsdiensts (NHS) in Wales erhalten. Weil Gesundheit aber Sache der Landesteile ist, ist Hancock dafür nicht zuständig. Ein Regierungssprecher sagte, der Minister habe korrekt gehandelt.
Allerdings berichtete das Health Service Journal, Topwood habe 2019 einen Rahmenvertrag des NHS in England erhalten. Hancock wird zudem vorgeworfen, dass er die Beteiligung seiner Schwester an dem Unternehmen verschwiegen habe.
Jonathan Ashworth, Gesundheitsexperte der oppositionellen Labourpartei, sprach von „Vetternwirtschaft im Herzen der Regierung“. Der Sender Sky News zitierte Regierungsquellen, laut denen Hancock und das Ministerium nichts mit der Vergabe zu tun gehabt hätten.
Es ist nicht das erste Mal, dass Vorwürfe gegen Hancock laut werden. So hat sein ehemaliger Nachbar, Besitzer des örtlichen Pubs, einen Auftrag zur Lieferung von Coronaschutzausrüstung erhalten.
Auch im Lobbyskandal um den mittlerweile insolventen Finanzdienstleister Greensill Capital wird Hancock genannt. Er hatte sich auf Vermittlung von Ex-Premierminister David Cameron auf einen „privaten Drink“ mit Firmengründer Lex Greensill getroffen.
Der Fall zieht in London weitere Kreise. Der Guardian berichtete heute, ein ehemaliger ranghoher Berufsbeamter habe jahrelang parallel zu seiner Regierungstätigkeit für Greensill gearbeitet.
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