Warme Witterung erhöht Risiko von chirurgischen Infektionen

Iowa City – Chirurgische Infektionen, ein häufiges Problem in Krankenhäusern, treten im Sommer deutlich häufiger auf als im Winter. Eine Studie in Infection Control and Hospital Epidemiology (2017; doi: 10.1017/ice.2017.84P) zeigte eine klare Assoziation mit Jahreszeit und Außentemperaturen.
Saisonale Schwankungen sind bei Infektionen nicht ungewöhnlich. Das gilt nicht nur für Atemwegsinfektionen, die sich im Winter während der Heizperiode häufen. Auch bei Darminfektionen mit Clostridium difficile (im Winter häufiger) sowie bei Sepsis und Harnwegsinfektionen (im Sommer häufiger) sind saisonale Häufungen bekannt.
Ein Team um den Epidemiologen Philip Polgreen von der Universität in Iowa City hat den Zusammenhang jetzt für chirurgische Infektionen untersucht. Grundlage war das Nationwide Inpatient Sample, das größte US-Register für Krankenhauspatienten mit mehr als 100 Patientendaten in den Jahren 1998 bis 2011. Die Forscher suchten nach Patienten mit einer chirurgischen Infektion als Anlass für den Klinikaufenthalt und setzten das Datum mit der Tagestemperatur in Verbindung.
Am häufigsten traten chirurgische Infektionen im August auf. In diesem Monat wurden 26,5 Prozent mehr Patienten wegen chirurgischer Infektionen behandelt als im Januar, dem Monat mit den wenigsten Infektionen. Nach Berücksichtigung von demografischen und krankenhausspezifischen Merkmalen ermittelte Polgreen einen Anstieg des Risikos um 2,1 Prozent pro 5 Grad Fahrenheit (2,8 Grad Celsius). An Tagen mit Temperaturen über 90 Grad Fahrenheit (32,2 Grad Celsius) wurden 28,9 Prozent mehr Patienten wegen chirurgischer Infektionen aufgenommen als an Tagen unter 40 Grad Fahrenheit (4,4 Grad Celsius).
Eine plausible Erklärung sind die besseren Wachstumsbedingungen von Bakterien an warmen Tagen. Ein „Juli-Effekt“, wonach das Infektionsrisiko nach der Rotation des ärztlichen Personals in Lehrkrankenhäusern ansteigt, kann Polgreen ausschließen. Die Saisonalität war in Krankenhäusern, die keine Ärzte ausbilden, eher stärker ausgeprägt als in den Lehrkrankenhäusern. Interessant ist auch, dass der Einfluss der Witterung in der Stadt stärker war als auf dem Land. Männer reagierten anfälliger als Frauen. Die am häufigsten betroffene Altersgruppe waren die 50 bis 60-Jährigen.
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