Warum Diäten beim Abnehmen oft nicht helfen

Leipzig – Bei Menschen mit Übergewicht haben sich bestimmte Hirnregionen und das sogenannte belohnungsrelevante Verhalten verändert. Dies bestimmt nicht nur über das Essverhalten, sondern auch über den Erfolg von Diäten. Das berichtet die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN) im Vorfeld ihres Jahreskongresses.
Beobachten Forscher diese Hirnregionen genauer, so zeigen sich geschlechtsspezifische Unterschiede: Mit steigendem Körpergewicht zeigen Frauen eine Veränderung der Hirnregionen, welche die automatische und zielgerichtete Verhaltenskontrolle unterstützen.
„In Verhaltensexperimenten neigen übergewichtige im Vergleich zu normalgewichtigen Frauen eher dazu, kurzfristige Belohnungen zu wählen, auch wenn negative Konsequenzen folgen. Sie gönnen sich schneller ein Stück Schokolade – auch wenn sie wissen, dass es für die Figur nachteilig ist. Dieser Unterschied ist bei Männern nicht zu beobachten“, erläutert Annette Horstmann, Neurobiologin in der Abteilung Neurologie des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften, Leipzig. Die Größenunterschiede der Hirnareale ließen vermuten, dass Frauen eine stärkere Willenskraft aufbringen müssten, um ihr Verlangen nach Essen zu regulieren.
Vergleich Suchterkrankungen
Die Situation sei vergleichbar mit den Symptomen anderer Suchterkrankungen. „Daher ist es notwendig, die Therapie der Fettsucht ähnlich wie die Therapie von Alkohol- und Drogenabhängigen aufzubauen“, betont Joseph Claßen, Tagungspräsident der 57. Jahrestagung der DGKN und Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Leipzig.
„Inwieweit die Übergewichtigkeit in der Eigenverantwortung der Betroffenen liegt ist allerdings noch unklar. Einige Studien weisen darauf hin, dass auch Veranlagungen zu übermäßigem Essen führen können“, sagte Burkhard Pleger, Oberarzt an der Tagesklinik für kognitive Neurologie des Universitätsklinikums Leipzig. Ob die beobachteten Hirnveränderungen aus dem Überessen resultieren oder ob sie eine Veranlagung darstellen, sei Gegenstand aktueller Forschung.
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