Warum Eisen bei Herzinsuffizienz helfen kann
Hannover – Die Effekte einer Behandlung von Eisenmangel bei Patienten mit Herzinsuffizienz und die ihnen zugrunde liegenden Mechanismen haben Wissenschaftler um Tibor Kempf und Kai Wollert von der Klinik für Kardiologie und Angiologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) beschrieben. Ihre Arbeiten sind im European Heart Journal erschienen (2016; doi: 10.1093/eurheartj/ehw333).
Seit einigen Jahren ist bekannt, dass bereits ein leichter Eisenmangel bei Herzinsuffizienz nachteilig ist, selbst wenn die Patienten noch keine Anämie entwickelt haben. „Eisen ist nicht nur für den Sauerstofftransport wichtig, sondern wird auch in den Kraftwerken der Zelle, den Mitochondrien, benötigt. Bei Eisenmangel können die Mitochondrien weniger Energie produzieren. Gerade der Herzmuskel ist aber für seine Pumpfunktion auf eine hohe Energiezufuhr angewiesen“, erläuterte Kempf.
Um herauszufinden, wie der Eisenhaushalt in Herzmuskelzellen reguliert wird, haben die Forscher sogenannte Irp-Proteine in Herzmuskelzellen von Mäusen ausgeschaltet. „Irp-Proteine regulieren den Eisengehalt der Zelle. Werden Irp-Proteine inaktiviert, kann weniger Eisen in die Zelle aufgenommen werden. Für lebenswichtige Stoffwechselvorgänge steht nicht mehr genügend Eisen zur Verfügung, die Mitochondrien können dann schlechter arbeiten“, so Wollert.
Mäuse, bei denen die Irp-Proteine ausgeschaltet wurden, entwickelten einen Eisenmangel im Herzen, nicht jedoch im Blut und in anderen Organen. Unter Ruhebedingungen waren die Tiere unauffällig, doch bei körperlicher Belastung konnten ihre Herzen die Pumpfunktion nicht steigern. Nach Herzinfarkt entwickelten die Tiere eine ausgeprägte Herzinsuffizienz. Ursache war eine zu geringe Energieproduktion in den Mitochondrien.
Als die MHH-Forscher den Mäusen Eisen verabreichten, konnten diese ihre Eisenspeicher im Herzen auffüllen, die Herzmuskelzellen produzierten wieder ausreichend Energie, und die Herzfunktion normalisierte sich. Mehrere klinische Studien überprüfen laut der Arbeitsgruppe derzeit, ob die Eisengabe nicht nur Symptome verbessern, sondern auch das Leben von Patienten mit Herzinsuffizienz verlängern kann.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: