Was Duftrezeptoren am Herzen tun
Bochum – Die Funktion von Riechrezeptoren am Herzen haben jetzt Forscher um Nikolina Jovancevic und Hanns Hatt von der Ruhr-Universität Bochum beschrieben. So reagiert einer der Rezeptoren auf Fettsäuren, die sich gehäuft im Blut von Diabetikern finden. Die Arbeit ist in der Zeitschrift Basic Research in Cardiology erschienen (2017; doi: 10.1007/s00395-017-0600-y).
Die Forscher analysierten das Erbgut von Herzmuskelzellen mit modernen Gensequenziertechniken. Sie fanden aktive Gene für zehn verschiedene Riechrezeptoren. Ein Rezeptor namens „OR51E1“ kam besonders häufig vor.
Wie Herzzellen auf Duftstoffe reagieren /youtube, Ruhr-Universität Bochum
Für weitere Versuche stellten die Forscher zusammen mit dem Labor von Jürgen Hescheler von der Universität zu Köln Herzmuskelzellen aus embryonalen Stammzellen und menschlichen Hautzellen her. Darin aktivierten sie den Rezeptor OR51E1 mit dem Duftstoff Nonan/Decansäure. Er verminderte die Schlagfrequenz der gezüchteten Miniherzen – und zwar umso stärker, je höher die Konzentration des Duftstoffs war. Entfernten die Forscher den Duftstoff, schlugen die Miniherzen wieder normal.
Zusammen mit Henrik Milting vom Herz-und Diabeteszentrum Bad Oeynhausen untersuchten die Bochumer Forscher auch Muskelzellen aus explantierten Herzen von Patienten. Aktivierten sie den Rezeptor OR51E1 mit dem Fettsäureduft, reduzierte sich die Herzkraft. „Bei Menschen kommen die Fettsäuren, die an OR51E1 andocken können, im Blut und Herz-Fettgewebe in einer Konzentration vor, die ausreicht, um den Rezeptor zu aktivieren“, betonen die Wissenschaftler. Besonders im Blut von Diabetikern lägen die Fettsäuren in erhöhten Konzentrationen vor. Das könnte sich negativ auf die Herzfunktion von Diabetikern auswirken.
„Der Einsatz eines Blockers könnte in Zukunft helfen, die durch solche mittellangen Fettsäuren erzeugten negativen Wirkungen auf das menschliche Herz zu reduzieren – vor allem bei Patienten mit erhöhten Fettsäurewerten im Blut“, vermutet Hanns Hatt, Leiter des Bochumer Lehrstuhls für Zellphysiologie.
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