Dr. werden ist nicht schwer...
Was passiert mit uns Ärzten, dass wir es nicht mehr merken?
Neulich habe ich scheinbar meine Kompetenzen überschritten. Ich sah in meiner Sprechstunde einen rund 90-jährigen Mann, welcher sich wöchentlich bei mir zu einer einfachen Lokaltherapie vorstellte. Da er dafür einen Weg von rund 45 Minuten mit dem Auto auf sich nehmen muss und ein Facharzt meiner Disziplin am Wohnort des Patienten praktiziert, fragte er mich, ob der diese einfache Behandlung nicht auch übernehmen könnte.
In Hinblick auf die Situation des Patienten und der Verhältnismäßigkeit der Anreise zur Geringfügigkeit der Behandlungsmaßnahme bestätigte ich dem Patienten, dass der ortsansässige Spezialist (und einer unserer zuverlässigen Zuweiser) diese Maßnahme sicherlich auch fortan übernehmen könnte.
Dies verärgerte meinen Oberarzt dermaßen, dass er mich anwies, den Patienten umgehend anzurufen und ihm zu sagen, dass er zu uns kommen muss. Zwar konnte ich mein Argument im Sinne des Patienten noch anbringen, tätigte den Anruf letztendlich dennoch widerwillig. Doch war das Kind bereits in den Brunnen gefallen und der Patient ließ sich nicht mehr umstimmen.
Wie ich es auch drehte und wendete, ich konnte in dieser Sache kein patientenorientiertes Motiv meines Vorgesetzten finden. Es waren vielmehr pekuniäre Gründe … wie so oft in dieser Abteilung.
Stellt sich kopfschüttelnd oben genannte Frage,
Euer Anton Pulmonalis.
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