Ärzteschaft

Weiterbildung: Vier von zehn Ärztinnen wollen in den ambulanten Bereich

  • Montag, 12. Mai 2014

Berlin – Viele Ärztinnen in Weiterbildung können sich vorstellen, nach ihrer Facharzt­prüfung im ambulanten Bereich zu arbeiten. Das geht aus einer Umfrage des Marburger Bundes (MB) unter seinen Mitgliedern hervor. Sie beruht auf den Antworten von 1.118 MB-Mitgliedern, die zurzeit ihre Weiterbildung absolvieren oder diese im vergangenen Jahr abgeschlossen haben. Insgesamt gaben 52 Prozent der Befragten an, nach ihrer Weiterbildung im stationären Bereich arbeiten zu wollen. 33 Prozent bevorzugten hingegen den ambulanten Bereich – bei den Ärztinnen waren es 39 Prozent.

„Bei Ärztinnen gibt es eine bemerkenswert höhere Neigung, nach ihrer Weiterbildung in den ambulanten Bereich zu gehen“, kommentierte der 1. Vorsitzende des MB, Rudolf Henke, das Ergebnis der Umfrage heute in Berlin. „Das stiftet Hoffnung, dass es auch aus dieser Generation heraus gelingen kann, die Lücken, die durch die zunehmende Alterung niedergelassener Ärzte drohen, zu schließen.“

55 Prozent der Befragten hielten darüber hinaus einen ambulanten Pflichtteil in ihrer Weiterbildung, zum Beispiel in einer Praxis, einem Medizinischen Versorgungszentrum oder einer Ambulanz, für wünschenswert.

47 Prozent erhielten kein regelmäßiges Feedback
Etwa die Hälfte der Weiterbildungsassistenten ist mit ihrer Weiterbildung nicht zufrieden.  So würden nur 47 Prozent der Befragten anderen empfehlen, bei ihrer Weiterbildungs­stätte eine Weiterbildung zu absolvieren. Knapp zwei Drittel der Befragten gab zudem an, dass die geforderten Weiterbildungsinhalte während der alltäglichen klinischen Arbeit eher nicht oder gar nicht ausreichend vermittelt wurden.

Lediglich 15 Prozent der Befragten haben darüber hinaus einen strukturierten Weiterbildungsplan und 33 Prozent ein Logbuch erhalten. Ein regelmäßiges Feedback von ihrem Weiterbilder bekamen nach eigenen Angaben neun Prozent der Befragten mehrmals und 44 Prozent einmal im Jahr. 47 Prozent haben kein regelmäßiges Feedback erhalten.

Die meisten Weiterbildungsassistenten werden von Oberärzten angeleitet (53 Prozent), weitere 18 Prozent von Fachärzten und drei Prozent von Chefärzten. 23 Prozent gaben allerdings an, von anderen Ärzten in Weiterbildung angeleitet zu werden. Henke: „Die Lebensrealität ist: Wenn einer drei Jahre weiter ist als ich, frage ich den, wenn er in Reichweite ist. Das bildet die Tatsache ab, dass alle Kollegen zur Kompetenzbildung beitragen.“

50 Prozent hielten ihren Weiterbilder für didaktisch kompetent
Von 58 Prozent der Befragten wurde nach eigenen Angaben erwartet, dass sie vorgeschriebene Weiterbildungsinhalte außerhalb der regulären Arbeitszeit absolvieren – bei 42 Prozent wurde dies nicht erwartet. „Diese Zahlen zeigen: Es ist möglich, es in der Zeit hinzukriegen, wenn die Bedingungen stimmen“, sagte Henke. „Und es lässt erkennen, dass es erhebliche Unterschiede zwischen den Krankenhäusern gibt.“

Weitere Ergebnisse: Die Hälfte der Befragten hielt ihren Weiterbilder für didaktisch kompetent. Und 43 Prozent glaubten, uneingeschränkt oder meistens von ihrem Weiterbilder gefördert zu werden – 57 Prozent glauben dies eher nicht oder gar nicht. Jeder dritte Befragte gab an, es habe die Möglichkeit zur Rotation in seiner Weiterbildungsstätte gegeben; bei einem weiteren Drittel gab es entweder die Möglichkeit zu Kooperationen mit anderen Weiterbildungseinrichtungen oder sowohl eine Kooperation als auch eine Rotation. Bei einem weiteren Drittel gab es weder das eine noch das andere. 

Henke: „Wir haben noch eine erhebliche Strecke zurückzulegen“
„Wir haben noch eine erhebliche Strecke zurückzulegen“, bewertete Henke die Ergeb­nisse der Umfrage. „Wir sind erst dabei, die idealtypische Welt zu schaffen. Einen Teil der Wünsche der Weiterbildungsassistenten haben wir bisher nicht erfüllt.“ Das liege jedoch nicht am bösen Willen der Krankenhäuser. Denn viele Häuser hätten einen sehr eng getakteten Klinikbetrieb. Und bei heute schon existierender knapper Stellen­besetzung bekämen sie ständig neue Aufgaben zugewiesen wie Hygieneanforderungen, die Umsetzung von Fehlervermeidungsstrategien oder Aufgaben beim Entlass­management.

Henke forderte, die Krankenhäuser so auszustatten, dass sie in der Lage sind, die essenzielle Aufgabe der Weiterbildung zu erfüllen. Es müsse Aufgabe der Bund-Länder-Arbeitsgruppe sein, dies im Blick zu behalten. Die Arbeitsgruppe wird am 26. Mai zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammenkommen. Bis zum Jahresende soll sie Eckpunkte für eine Krankenhausreform vorbereiten.

fos

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